War ich auch mal pubertär? Muss meine Tochter immer so laut und direkt sein? Ich will in Ruhe arbeiten. Schließlich bin ich hier die Hauptverdienerin, nebenbei noch Putzfrau und Köchin. Meine Mutter ist keine große Hilfe. Was treibt sie eigentlich den ganzen Tag?
Maria arbeitet als Übersetzerin gerade an einem Roman und benötigt ihre volle Konzentration. Unglücklicherweise lebt sie nicht nur mit ihrer pubertierenden Tochter sondern auch noch mit ihrer begierigen und lebenslustigen Mutter in einer gemeinsamen Wohnung. Maria kocht, putzt, kauft ein, bezahlt die Rechnungen und sitzt an der Übersetzung deren Abgabefrist immer näher rückt. Auch wenn sie das Gefühl hat, alles alleine machen zu müssen, so scheint diese WG doch gut zu funktionieren. Vielleicht auch, weil Maria einen Mann namens Francois kennengelernt hat. Er lebt zwar weit weg, aber schreibt liebevolle und romantische Briefe an seine Angebetete. Maria ist verliebt. Doch das Zusammenleben der Damengesellschaft scheint ins Wanken zu geraten, als Francois eines Tages zu Besuch kommt und seinen Charme versprüht.
"Drei Frauen" von Dacia Maraini ist ein Roman über das Leben und die familiäre Bande, die manchmal zart und kurz vor dem reißen sein kann. Mit viel Gefühl beschreibt die Autorin das Zusammenleben der sehr unterschiedlichen Charaktere und ihre Einstellung zum Leben und der Familie. Drei Frauen, die sich scheinbar ihren Platz in der illustren Generationen-WG jeden Tag auf das Neue erkämpfen. Im Plot treffen pubertäre leichtfertige Entscheidungen mit Lebenserfahrung und einer Art Spießigkeit zusammen. Durchgeschüttelt wird das Ganze mit einer Portion Impulsivität, Naivität und Begierde auf das männliche Geschlecht. Es handelt sich bei "Drei Frauen" aber keineswegs um reine Frauenliteratur oder gar Liebesschnulze. Obwohl kleine und große Liebschaften eine Rolle spielen, steht doch ganz klar das Leben der drei Generationen miteinander im Vordergrund. Es geht um zwischenmenschliche Interaktionen und Gefühle, um unüberlegte Entscheidungen und Konsequenzen, die schlimmer sind, als vorstellbar.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen, auch wenn ich insbesondere Maria etwas oberflächlich oder unnahbar als Figur gezeichnet empfand. Richtig warm wurde ich mit ihr nicht und konnte besonders eine Entscheidung nicht ganz nachvollziehen und eher als theatralisch beurteilen. Die Großmutter und die Tochter hingegen sind sehr authentisch gezeichnet. Die alte Dame versprüht eine Menge Lust aufs Leben, am liebsten ohne ernsthafte Verpflichtungen. Sie sieht sich eher als alternde Freundin statt als Oma. Das wiederum führt zu einer Art Coolness, aber auch einer gewissen Peinlichkeit. Die Geschichte besteht aus mehreren Kapiteln, die jeweils aus unterschiedlicher Sicht der Damen erzählt werden. Meist erkennt man bereits am ersten Satz des Kapitels, welche der drei Frauen gerade ihre Sicht der Dinge zu den LeserInnen transportiert. Den Schreibstil der Autorin finde ich erfrischend, spannend und sehr gut leserlich. "Drei Frauen" ist ein Roman, der eine gewisse Tiefe besitzt, ohne das sich die LeserInnen dabei überfordert fühlen. Es geht im Buch um die Gefühls- und Entscheidungsebenen innerhalb einer Familie, aus den unterschiedlichen Ansichten, die als Ganzes eine liebenswerte Gemeinschaft schaffen.