Hören diese Schikanen, diese Folter denn nie auf? Wie wird man zu einem Menschen, der andere mit den Knien zu Boden zwingt. Auf einen Boden, der nur aus Schlamm besteht. Ist es einfacher zu sterben, als den Kampf ums Überleben weiterzuführen?
"Der Klang der Schwalbe" geschrieben von Uta Baumeister, ist ein Roman voller Wärme, aber auch Kälte, mit Nächstenliebe und Unmenschlichkeit, mit Liebe und Trauer. Die Schrecken der damaligen Zeit werden von einer nicht ganz so bekannten Seite beleuchtet. Uta Baumeister stellt in ihrem Roman verschiedene Standpunkte dar. Neben Ruurd, der als Zwangsarbeiter durch die schlimmste Zeit seines Lebens geht, lernen wir auch die deutsche Trudi kennen. An dieser symphatisch, gezeichneten Figur wird vor allem sichtbar, dass es auch unter der einheimischen Bevölkerung Menschen gab, die ihr Leben riskierten, um den Gefangenen zu helfen. Und wir lernen Menschen kennen, die mit dem Projekt zuerst nicht einverstanden waren, aber von der SS verpflichtet worden, daran mitzuwirken. Der Roman setzt bei den LeserInnen allerhand Gefühle frei. Neben Mitgefühl und Verständnis sind das vor allem Wut und die Frage danach, welche Entscheidung man selbst treffen würde, wenn man an Stelle der Menschen gewesen wäre.
Der Roman von Uta Baumeister beruht auf den Erinnerungen von Ruurd van der Leij, die er nach seiner Rückkehr im Oktober 1945 aufschrieb. Außerdem verarbeitete die Autorin Erinnerungen von Zeitzeugen. Mir selbst waren die Hintergründe um das Projekt "Schwalbe 1" gänzlich unbekannt, so dass ich nach dem Lesen des Romanes vor allem mehr wissen wollte. Dabei stellte sich heraus, dass es ganze fünf dieser wahnwitzigen Projekte gab. Zwei im Sauerland, zwei in der Sächsischen Schweiz und eines in Thüringen. Auch wenn sie unterschiedlich groß waren, so hatten sie doch alles eines gemeinsam. Für den Bau wurden Menschen eingesetzt, die unmenschlich behandelt, sehr oft gefoltert und schließlich auch getötet wurden. Gerade um diesen Menschen eine Stimme zu geben und gegen das Vergessen, ist der Roman von Uta Baumeister wichtig und sehr empfehlenswert.
Mir hat "Der Klang der Schwalbe" sehr gut gefallen. Uta Baumeister ist Selfpublisherin und hat das Buch bei Books on Demand herausgebracht. Der Plot spielt im Zeitraum von Juli 1944 bis Mai 1945, als die Alliierten viele der Zwangsarbeiter befreiten. Auch wenn einige Figuren im Buch fiktiv sind, so könnten ihre Handlungen, ihre Einstellung und ihr Leben genauso stattgefunden haben. Das Buch wirkt nach, vor allem weil es da draußen noch viele Geschichten zu erzählen gäbe und die Zeit verrinnt, um an viele von ihnen zu erinnern. Nach dem eigentlichen Roman finden sich im Buch im Epilog ein paar persönliche Worte von Ruurd und eine kurze Zusammenfassung seines Lebens nach der Befreiung. Untermalt wird das ganze von Fotos. So wird nicht nur Ruurd greifbar, sondern jeder Einzelne, der unter den Nationalsozialisten gelitten hat.