Siehst du die Raben über der Burg kreisen? Sie krächzen ein Lied, dass nach Finternis klingt. Finsternis, die uns umgibt. Finsternis, die es gilt zu durchbrechen!
Der belgische Ermittler Piet Donker wird aus der Großstadt in eine Kleinstadt in Ostbelgien versetzt, um dort einen Fall zu bearbeiten, der bereits 15 Jahre zurückliegt. Anfangs wenig begeistert von dem Fall und seinen Kollegen, entwickelt sich der Cold Case zunehmend in eine Richtung, die Piet nicht erwartet hat. Argwöhnisch von den Einwohnern beäugt, macht er sich gemeinsam mit seinem Team an die Lösung des Falls. Doch gerade als er denkt, dem Mörder von damals auf der Spur zu sein, gibt es einen Toten. Immer neue Details kommen ans Licht. Der Mörder scheint den Ermittlern jedoch immer einen Schritt voraus zu sein. Piet bemerkt sehr spät, in welcher Gefahr er sich selbst befindet und wer ein falsches Spiel spielt.
"Belgische Finsternis" ist das Erstlingswerk des belgischen Schriftstellers Stephan Haas. Wie es einem Krimi gebührt, findet sich ein Ermittler mitten in einem Fall, während seine familiären Probleme sich immer weiter ausweiten. Doch entgegen einiger Kriminalromane steht genau dieses Familienleben nicht so sehr im Vordergrund. Es ist eher schmückendes Beiwerk, um den Protagonisten authentisch erscheinen zu lassen. Stephan Haas schafft einige Figuren, die mit ihren Charakteren wunderbar ausgearbeitet sind, von sympathisch bis anwidernd ist vieles dabei. Der Autor lässt die Geschichte aus Sicht des belgischen Ermittlers Piet Donker erzählen. Die LeserInnen können so den Part des Kommissars übernehmen und sich ihre eigenen Gedanken machen. Dass sie dabei auf die richtige Spur kommen, ist allerdings eher unwahrscheinlich, denn die Wendungen sind kaum vorhersehbar, daher um so überraschender.
Stephan Haas hat in seinem Plot ein unglaublich vielgliedriges Handlungsgerüst, was man besonders von einem Debüt nicht zwingend erwartet. Seine Schreibweise ist klar und auf dem Punkt. Die Kapitel gut ausgearbeitet, so dass sich das Buch nur schwer aus der Hand legen lässt. Die endgültige Auflösung des Falles findet erst in den letzten 50 Seiten statt. Der Weg dorthin ist weder langatmig noch nichtssagend. Im Gegenteil, es ist ein wahrer Lesegenuss für KrimileserInnen und gut mit dem Begriff Pageturner vereinbar. Mich haben vor allem die Überraschungen und die Charaktere überzeugt. Wer einen spannenden, mit Wendungen versehenen Krimi sucht, bei dem man nicht bereits im ersten Drittel den Täter erraten kann, der ist bei "Belgische Finsternis" genau richtig. Bleibt zu hoffen, dass wir von Stephan Haas noch mehr lesen werden und dass Piet Donker weitere Fälle übernehmen wird.