Vergangenheit, die nicht für trockene Zahlen oder Fakten steht, sondern für Geschichte zum Anfassen. Alte Mauern, Schlösser, Burgen, Gebäude, denen man den Fluss der Zeit ansieht. In Italien hat es mich deshalb förmlich in die Ostia Antica gezogen.
Die Hafenstadt des antiken Roms ist heute Ausgrabungsgelände und obwohl in einem eher schlechten Zustand, ein wahrer Besuchermagnet am Tiber. Die Gründung der römischen Ansiedlung liegt bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. und diente vor allem der Kontrolle des Flusszugangs zu Rom. Über fünf Jahrhunderte lang war Ostia eine sehr bedeutende Stadt mit mehreren Tempeln, Thermen, Wohn- und Handelsgebäuden, Lagerhäusern, Polizeikasernen, einer Turnhalle, Wäscherei, einem Kapitol, einem Theater und vielem mehr. Die Ruinen von heute erzählen über das Leben von damals. Mit etwas Vorstellungskraft spürt man, wie Menschen aus vergangener Zeit über die noch heute teilweise erhaltene Hauptstraße auf den vulkanischen Steinen, die als Straßenpflaster dienten, ihrer Wege zogen.



Bereits Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. begann der Niedergang der Stadt in der zu Spitzenzeiten ca. 50.000 Menschen lebten. Immer wieder wurden Bau- und Marmormaterial entwendet, was sich nicht selten in Bauwerken in Rom, Pisa oder Amalfi wiederfand. Viele Skulpturen gingen ohne Nachweis in privates Eigentum über, wo sie nicht selten zu barer Münze gemacht wurden. Im 10. Jahrhundert n. Chr. war die Stadt fast leer und verwahrlost. Mit der Sprache von heute wäre die Stadt eine Geisterstadt, ein Lost Place gewesen. Erst im 19. Jahrhundert wurden erste Ausgrabungen durchgeführt. Dies dürfte den schlechten Zustand erklären, den viele Gebäude heute aufweisen, waren sie doch mehr als 900 Jahre Wind und Wetter ausgesetzt, wurden in dieser Zeit beblündert und zu Teilen ruiniert. Für Besucher sind heute ca. 34 Hektar der Fläche zugänglich, was allerdings erst zwei Drittel der gesamten Ausdehung entspricht.



Die Eintrittspreise sind von humaner Natur. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren dürfen kostenlos aufs Gelände, 18-25jährige bezahlen 2 Euro und alle weiteren Erwachsenen 10 Euro Eintritt. Im Preis ebenfalls enthalten, ist der Besuch des Museums, welches sich in einem Gebäude aus der Renaissancezeit, mitten auf dem Gelände befindet. Darin findet sich eine Sammlung von Skulpturen, Sarkophagen, Grabmalereien und polychromatischen Mosaiken, die während der Ausgrabungen gefunden wurden. Außerdem befindet sich in der Nähe des Museums ein Buchladen mit allerhand Fotobänden oder Büchern zur Geschichte des Ortes. Gegenüber liegt die "Caffetteria" mit großer Terrasse. Es gibt neben Kaffee, Tee und verschiedenen Desserts auch eine reichliche Auswahl an warmen und kalten Speisen, die sehr lecker sind. Selbst getestet!



Ich hatte am Eingang eine Karte in deutscher Sprache erworben und mich an einigen Punkten orientiert, die ich unbedingt sehen wollte. Aber ich bin ehrlich, am meisten hat mir mein Entdeckungsdrang Spaß gemacht.Vor allem weil man dabei weniger Menschen begegnet und sich mehr auf die Vorstellung des Lebens in der antiken Stadt verlassen kann. Besonders beeindruckt haben mich die vielen Mosaike in den verschiedenen Thermen. Hier wird einem bewusst, wieviel Arbeit und Zeit aufgewendet wurde. Einige wenige Mosaike findet man auch fern ab der Therme. Auf manchen darf man sogar laufen, was mich sehr überrascht hat. Immerhin weist jeder Stein, jedes Mosaik ein hohes Alter auf, wenn man bedenkt, wann diese Stadt entstanden ist.
Ich war ca. 4 Stunden auf dem Gelände und das nur, weil wir im
Hochsommer vor Ort waren. Übrigens ist das bei näherer Betrachtung kein
Ratschlag, den ich an euch weitergeben möchte. Sicher, hier und da gibt
es schattige Nischen, aber im Großen und Ganzen ist die Hitze wirklich
kein guter Erkundungsbegleiter gewesen. Im Frühjahr oder Herbst mag es
mehr Regentage geben, aber temperaturmäßig macht es in dieser Zeit
sicherlich noch mehr Spaß auf eigene Entdeckungstour zu gehen. Gerade
das macht den Reiz und den geschichtlichen Zauber in Ostia Antica aus.
Einfach mal durch die Gebäude laufen, hier abbiegen, sich an einem
Brunnen wiederfinden, erneut abbiegen, durchs Gras streifen, plötzlich
eine Treppe entdecken, die nicht abgesperrt ist und die man erklimmen
darf. Auf diesem Weg Aussichtspunkte und Dinge entdecken, die man nicht
findet, wenn man den Hauptwegen folgt. Das ist genau das, was meine
Einleitungsaussage war, Geschichte erleben und anfassen.
Für nähere Informationen bitte hier lang!
Wundervolle Bilder, Karin.
AntwortenLöschenNachdem jetzt ein Termin steht und wir dieses Jahr wohl kein Haus kaufen werden, haben wir uns entschieden dann nächstes Jahr endlich nach Rom zu fahren. Als Hochzeitsreise sozusagen.
Jan war als Jugendlicher schon mal da und ich noch nie. Ich bin so aufgeregt. Ostia finde ich auch total spannend. Hab in der Uni mal ein Seminar zu Ostia belegt und vielleicht ist ja ein Tagesausflug drin. Ich glaube aber, dass in Rom auch so genug zu entdecken wäre.
Liebe Grüße
Chrissi
Hallo liebe Chrissi,
Löschenvielen Dank! Rom ist wirklich eine wunderbare Stadt. Ich werde auf jeden Fall noch einmal im Frühjahr oder Herbst hinreisen. Wenn ihr da seid, kommt es drauf an, wie lange. Dann ist sicher auch ein Tagesausflug nach Ostia Antica drin. Es gibt eine Zugverbindung von Rom Termini nach Ostia. Vom Bahnhof sind es ca. 10-15 Minuten zu Fuss zum Ausgrabungsgelände.
Ganz liebe Grüße
Karin
Hallo Karin,
AntwortenLöschenich liebe Italien! in Rom war ich bereits, Ostia fehlt mir aber noch. Da habe ich anscheinend wirklich was verpasst. Mal sehen, wann ich da mal hinkomme. Als nächstes habe ich mir den Comer See in als Italien-Ziel ausgesucht.
Viele liebe Grüße
Silvia
Hallo liebe Silvia,
Löschenich kann Ostia Antica jedem empfehlen, der sich ansatzweise für Geschichte interessiert. Am Comer See war ich als Kind das letzte Mal, da müsste ich auch noch mal hin. ;)
Ganz liebe Grüße
Karin