Kennst du den Duft von frisch gebackenem Brot? Hörst du das Gackern der Hühner im Hof und das Krähen des Hahnes am Morgen? Die Bienen summen dir um die Ohren. Klingt nach einem heilen Fleckchen auf dem Land, oder?
Samstag, 27. April 2019
Mittwoch, 3. April 2019
"Habe die Ehre, Wien!"
Vor nun mehr fast 6 Monaten waren meine zwei Teeniegefieder und ich in einer Stadt, in die wir schon lange mal reisen wollten. Nun habe ich entdeckt, dass es zu dieser wunderbaren Metropole eine Blogparade auf vielove.at gibt. Anlaß genug, euch endlich ein wenig von unserer Kurzreise zu berichten.
Was kommt einem als Erstes in den Sinn, wenn man an Wien denkt? Bei uns waren das Sachertorte, Stephansdom, Fiaker, Prater, Sissi, Schloss Schönbrunn und Schloss Belvedere. Wir stiegen also in den Zug und fuhren über Prag nach Wien. Als Unterkunft hatten wir uns eine wunderschöne Dachgeschosswohnung gleich in der Nähe des Hauptbahnhofes gebucht und waren damit die kompletten 5 Tage sehr zufrieden. Wien empfing uns Anfang Oktober mit herrlichem Sonnenschein. Unser erster kleiner abendlicher Stopp am Anreisetag war Schloss Belvedere nur 15 Gehminuten entfernt. Ein beeindruckendes Schloss mit einer wundervollen Parkanlage.
In den nächsten zwei Tagen gab es das volle Touri-Programm. Erst Albertina, dann Hofburg, kurzer Blick in die spanische Hofreitschule, rein ins Silbermuseum, danach die Österreichische Nationalbibliothek. Was für eine imposante Sammlung in einem noch viel imposanteren Gebäude. Sicherlich nicht verwunderlich, dass ich da am liebsten eingezogen wäre. Aber die Pubertierchen hatten Hunger und so gab es Mittagessen beim Italiener. Dann ab zum Stephansdom, drinnen wie draußen ein Bauwerk der besonderen Art. Am Nachmittag Sachertorte essen, logisch, wo wenn nicht hier. Frisch gestärkt ins Time Travel und etwas über die Geschichte Wiens erfahren. Abends Fiakerfahrt durch Wien. Unser Fahrer eine echte Plaudertasche, ursprünglich aus Ungarn, seit mehreren Jahren in Wien. Ein klasse Stadtführer! Besonders die Mädels hatten viel zu lachen. Dass wir nach diesem Tag hundemüde und flügellahm ins Bett gefallen sind, dürfte nicht verwundern. Und das war jetzt nur der erste Tag!



Am zweiten Tag sind wir dann erst zum Schloss Schönbrunn gefahren, haben uns gegen die Ausstellung entschieden, da wir zwei Stunden Wartezeit vor uns gehabt hätten. Es war grandios schönes Wetter, also sind wir lieber durch den Park gewandelt, haben den Irrgarten besucht, uns im Zoologischen Garten von Schönbrunn wiedergefunden und den Giraffen beim Fressen zugesehen. Zum Mittag haben wir einen leckeren Hotdog verspeist und sind dann von Schönbrunn zum Wiener Prater mit der Bahn gefahren. Hier musste ein Besuch bei Madame Tussards unbedingt sein. Lustige Selfies mit den Stars aus Wachs machen, der Hit bei den Mädels. Gleich gegenüber sind wir dann Prater Riesenrad gefahren. Da wir noch Zeit hatten und das Wetter einfach nur herrlich war, wurden auch andere Fahrgeschäfte ausprobiert, schokolierte Früchte und Eis gegessen. Abends besuchten wir das Naturhistorische Museum, weil es bis 21 Uhr geöffne hatte. Und danach? Dreimal dürft ihr raten. Ab ins Bett...gute Nacht!
Klingt anstrengend? Die ersten beiden Tage waren es auch. Aber wir hatten eine vienna card und die wollte wir ausgiebig nutzen. Verständlicherweise waren die Mädels froh, als Mama das Touri-Programm für beendet erklärt hat. Aber so anstrengend die ersten Tage waren, so schön waren sie auch. Wir haben vieles gesehen. Dennoch wurde dann nur noch gebummelt und auf andere Weise Eindrücke gesammelt. Wir haben uns einfach in verschiedene Buslinien gesetzt und so unsere eigene Stadtrundfahrt gemacht. So konnten wir noch ein paar Wiener Stellen sehen, die nicht touristisch überfüllt waren. Selbstverständlich mussten wir auch in diverse Buchhandlungen und Shops, die besonders auf der Wunschliste der Mädels standen.



Könnten wir sagen, was uns am meisten gefallen hat? Nicht wirklich. An Kunst und Kultur hat Wien eine Menge zu bieten und wir haben bei weitem nur einen Bruchteil dessen gesehen. Die Menschen, denen wir begegnet sind, waren stets freundlich, hilfsbereit und irgendwie auch ab und an weniger gestresst. Wir haben die Wiener als ruhiges und offenherziges Völkchen erlebt. Wien ist nicht nur historisch interessant. Es ist bunt an allen Ecken. Die Stadt hat ein ganz besonderes Flair, welches wir nicht speziell betiteln können. Es war das Ganze, die Atmosphäre, die Menschen, die Bauwerke. Alles was und wie wir es erleben durften. Und genau das hat uns sagen lassen: "Habe die Ehre, Wien! Wir sehen uns bald wieder!".
Montag, 1. April 2019
Fliegen - Albrecht Selge
Ihr Leben ist anders und doch ist es schön. Manchmal ist sie nur da, manchmal mittendrin. Sie ist gern allein, mal mehr, mal weniger. Sie lebt nach einem Plan, doch manchmal bricht sie aus. Wenn sie aus dem Fenster sieht und weiß, dass sie mit ihren Füßen nicht den Boden berührt, dann hat sie das Gefühl, sie würde fliegen.
Eine Frau, betagteren Alters ist auf einer Reise. Einer Reise, die ihr Leben ist. Ein Leben im Zug. Mit einer Bahncard 100. Ihre Habseligkeiten verstaut in nur einer einzigen Tasche. Keine Wohnung, kein Mann, keine Kinder, keine Arbeit. Eine beste Freundin, die nicht weiß, dass sie im Zug lebt. Nur das tägliche Flaschensammeln in den deutschen Zügen um ihren Notgroschen aufzustocken. Abwechslung bieten die verschiedenen Mitreisenden, die Pendler, die sie immer wieder in den Zügen trifft. Mit ihnen unterhält sie sich, spielt mit ihnen oder genießt ein Frühstück, welches ihr ausgegeben wird. Ihr Leben führt sie zwischen Umsteigen, Bahnhöfen, Wartebereichen und kleinen Bistros, immer verbunden mit der unterschwelligen Angst, einen der nächsten Züge auf ihrem Plan nicht zu erreichen.
In "Fliegen" beschreibt Albrecht Selge mit seiner Protagonistin ein Leben, welches für viele von uns nur sehr schwer vorstellbar ist. Ruhelos und gar orientierungslos kommt einem da als erstes in den Sinn. Doch im Grunde ist es das nicht. Das Leben der Protagonisitin, die namenlos im Roman lebt, ist minimalisiert. Sie beschränkt sich auf das Wesentliche und nicht auf den Ballast. Dennoch wird auch ein gewisser Widerspruch deutlich, denn so sehr sie sich mit dem Leben im Zug arrangiert hat, spürt man in einigen Zeilen den Wunsch nach einem "normalen" Alltag. Einem Alltag allerdings in dem sie nicht gewissen Zwängen ausgesetzt ist, in dem sie würdevoll behandelt wird. Ein Leben, dass hätte anders verlaufen können, vielleicht sogar müssen. Ihre Tasche ist nicht schwer, ihr Herz manchmal schon.
Der Schreibstil war etwas gewöhnungsbedürftig, was vor allem an den abgeschnittenen Sätzen liegt. Mein persönlicher Lesefluss wurde somit an einigen Stellen etwas ausgebremst. Allerdings wird so auch deutlich, wie wenig geradlinig das Leben der Protagonistin im Zug ist und das obwohl sie nach einem festen Plan fährt. Auch wenn sie es als eine Art Ruhezustand empfindet, sich im Zug in einer Art Fliegemodus zu befinden, so merkt man doch schnell, dass sie dennoch auf der Suche ist und sich ihre Gedanken und Gefühle von Zeit zu Zeit überschlagen. Doch Mitleid will der Autor nicht hervorrufen. Vielmehr schleichen sich Gedanken ein, die sich jeder stellen kann. Was wäre wenn? Wäre ein Leben im Zug eine Alternative? Wie sollte das funktionieren?
Für einige mag der Gedanke in einem Zug zu leben, etwas von Freiheit haben. In gewisser Weise ist die Protagonistin auch frei. In alltäglichen Dingen, wie dem Waschen der Wäsche, der Hygiene am eigenen Körper, dem Schlafen ist allerdings auch Improvisation gefragt. "Fliegen" ist eine Geschichte über das Weitermachen, dass nicht Unterkriegen lassen und das nach vorne schauen, auch wenn es nur zur nächsten Bahnverbindung ist. Es ist ein Roman, in dem die Protagonistin ihre Hoffnung und ihre Selbstachtung nicht verliert.
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Fliegen - Albrecht Selge
Belletristik - Gebundene Ausgabe - Rowohlt Verlag
ISBN 978-3-737-10067-0 - Preis: 20,00 €