Freitag, 2. Februar 2018

Bullenbrüder - Hans Rath, Edgar Rai


Geschwister können ganz schön nerven, besonders wenn man bereits erwachsen ist und ständig seinen Bruder aus irgendwelchen Situationen befreien muss. Irgendwie kommt man sich dann eher wie ein Vater als ein Bruder vor. So geht es mir mit Charlie, seines Zeichens Privatermittler. Das Wörtchen Privat scheint dabei aber im Vordergrund zu stehen, denn er ist eher auf der Suche nach einer Frau, als sich um einen Job zu kümmern. Aber wofür sind große Brüder denn da, wenn nicht die Kleinen vor großem Blödsinn zu bewahren.


Holger arbeitet als Kommissar bei der Mordkommision und ist wenig überrascht, aber um so mehr genervt, dass plötzlich sein Bruder Charlie in der Tür steht und allem Anschein nach in seinen neuesten Fall verwicktelt zu sein scheint. Charlie, der lieber lebt und Probleme hat, eine langwierige Beziehung zu führen. Dem man erst noch erklären muss, was arbeiten heißt oder eine Familie zu versorgen. Doch nicht nur, dass Charlie jetzt auch noch bei Holger einziehen will, weil ihn seine Liebste rausgeworfen hat, nein, Charlie will als Privatermittler einige Informationen zum neuen Fall. Und weil dieses ganze Chaos noch nicht reicht, steckt Holger kurzerhand in einer Ehekrise und findet bei seinem Sohn etwas, dass er dort lieber nicht gefunden hätte.

"Bullenbrüder" ist ein Kriminalroman der in Serie gehen wird, denn der Roman ist mit allerhand Witz und Kurzweil zu lesen. Auch wenn Holger der Protagonist eher spießig und kleinbürgerlich dem Leser entgegentritt, so bringt sein chaotischer, leichtfüßiger Bruder Charlie dies wieder in eine Art Gleichgewicht. Die typisch menschlichen Probleme eines Kriminalkommissars stechen nicht sonderlich hervor und könnten zu einem Nicht-schon-wieder führen, denn natürlich läuft es in seiner Ehe alles andere als gut. Die bei Charlies Handlungen entstehende Situationskomik macht dies etwas mehr wett. Trotzdem lässt dieser Krimi ein gewisses Maß an Tiefe vermissen. Als Leser hat man manchmal das Gefühl, keiner kommt so richtig vorwärts, was vor allem dem Kommisar nicht gut steht. Das Buch trägt sich vor allem durch die gezeichneten Figuren. Sie sind individuell, abgedreht, normal, chaotisch, decken demzufolge unterschiedliche Charaktere ab.

Dass Hans Rath und Edgar Rai schreiben können, haben sie bereits in vielen eigenen Romanen unter Beweis gestellt. Besonders Hans Rath hat mit seiner feinsinnigen Art für das Aufgreifen von Situationskomik einen besonderen Beitrag zu diesem Buch geleistet. Das Zusammenspiel zwischen den beiden Autoren lässt den Leser zuweilen an ein altes Ehepaar glauben. Diese Vertrautheit spürt man bei "Bullenbrüder", auch wenn bei der Entwicklung des Plots und der Figuren sicherlich einige Male hitzig debattiert wurde. Die Geschichte von Charlie und Holger ist vor allem ein Erlebnis, wenn die Herren Autoren diese selbst vortragen. Wie bei den meisten Autoren, hauchen sie ihren Figuren beim Lesen den richtigen Charakter ein, der dem Leser beim eigenen lesen manchmal etwas fehlt. Dennoch ist "Bullenbrüder" ein Roman, der eine Leseempfehlung erhält. Wer einen Kriminalroman lesen möchte, der kurzweilig ist, eine Menge Situationskomik enthält und zwischendurch auch noch auf die Sticheleien von zwei Brüdern Lust hat, der ist bei "Bullenbrüder" genau an der richtigen Leseadresse. 

Dieses Buch erscheint am 24. April 2018 auch als Taschenbuchausgabe unter dem Titel "Bullenbrüder - Tote haben keine Freunde". Der zweite Fall der Bullenbrüder erscheint als Gebundene Ausgabe unter dem Titel "Bullenbrüder - Tote haben kalte Füße" ebenfalls am 24. April 2018.



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Bullenbrüder - Hans Rath - Edgar Rai
Gebundene Ausgabe - Kriminalroman - Rowohlt Verlag
ISBN 978-3-805-25104-4 - Preis: 19,95 €