Mittwoch, 20. Dezember 2017

Warum ich mich in einer Buchhandlung einschließen ließ,...


...fragen sich sicher nur Menschen, die sich wenig bis gar nicht in Buchhandlungen aufhalten. Jeder der gern liest, wird um den Zauber des Stöberns nach neuem Lesestoff in einer Buchhandlung wissen. Zu "normalen" Öffnungszeiten ist es manchmal schwer, sich auf Klappentexte, schöne Cover, Neuerscheinungen und Kleinigkeiten rund ums Buch zu konzentrieren. Auch in einer Buchhandlung geht es oftmals zu, wie in einem Taubenschlag. Vielleicht wird man angerempelt, weil man sich gerade in einem bestimmten Regal festgelesen hat. Oder die nette Buchhändlerin lächelt einem ins Gesicht mit der Frage, ob sie einem helfen könne. Und dann ist es hin und wieder sehr laut in einer Buchhandlung. Ich möchte das gar nicht anprangern. Es ist hervorragend, wenn eine Buchhandlung regen Besuch hat. Dennoch waren die drei Stunden, in denen ich am vergangen Freitag in einer der schönsten Buchhandlungen Deutschlands eingeschlossen war, die wohl zauberhaftesten in meinem Leserdasein.



Was mir dabei in erster Linie in Erinnerung geblieben ist, war die Tatsache, dass ich noch nie soviel Platz, soviel Zeit und soviel Ruhe zum Stöbern nach Büchern hatte. In einem Ambiente, bei dem bereits im Eingangsbereich festzustellen war, dass man in eine sehr liebvoll und voller Leidenschaft geführte Buchhandlung hinein geht. Diese Türen, hach, da braucht es keine Worte. Ein erster Blick und man fühlt sich heimelig. Was übrigens durch die hübsche Weihnachtsdekoration noch verstärkt wurde. Frau Erlers strahlendes Gesicht fügte sich harmonisch ein. Sie führt die Buchhandlung Findus bereits seit Juli 1993 mit viel Liebe zum Detail, engagiert sich in der Leseförderung und veranstaltet regelmäßig Lesungen für jung und alt. Zu meinem Glück bietet Frau Erler die Möglichkeit an, ihre Buchhandlung zu mieten. Sich mal ganz in Ruhe nach Ladenschluss nach neuen Bücherschätzen umzusehen.


Als ich diese Büchernacht geschenkt bekam, war ich direkt Feuer und Flamme für diese Idee. Am 15. Dezember 2017 begrüßte Frau Erler uns mit einem Gläschen Orangensaft, wohlwissend, dass keiner meiner Mädels (mich eingeschlossen) einen Sekt trinken würde. Sie erzählte kurz etwas zu ihrer Buchhandlung und ließ uns dann mit Gebäck und Tee zurück. Die Türen wurden abgeschlossen. Allerdings befand ich mich dabei in der Buchhandlung. Komisches Gefühl im ersten Moment. Im zweiten Moment stellte ich mir die Frage, wo ich denn nun anfangen sollte mit der Stöberei. Es gab so viel zu entdecken. Nicht nur Bücher, auch Accessoires, Kalender, Postkarten, Stoffbeutel und Spiele. Ich hatte drei Stunden Zeit. Die erste halbe Stunde verbrachte ich damit, mir einen Überblick zu verschaffen. Und ja, ich entdeckte hier und da auch den einen oder anderen Vogel. Was es nicht viel leichter machte. Ich gestehe, es wanderte sofort ein Lesezeichenkalender mit Vögelchen auf meinem Will-ich-kaufen-Platz.


Danach dauerte es keine 10 Sekunden und ich klebte vor allem an dem Romanregal. Ich arbeitete mich von Titel zu Titel vorwärts. Dabei war ich äußerst konsequent. Alles was mir dem Titel nach interessant erschien, wurde in die Hand genommen. Die Ernüchterung folgte, sobald da kein Vogel, eine Feder oder sonstige Teile eines gefiederten Freundes abgebildet waren. Ja, ich stellte es sofort ins Regal zurück. Ohne den Klappentext zu lesen. Wirklich. Aber keine Sorge, diese Art des Stöberns gab ich nach ca. 90 Minuten komplett auf. Dann wurde quasi jedes Buch, welches sich im bevorzugten Genre bewegte, untersucht. Ich habe am Ende eine Menge Klappentexte gelesen, weil ich wirklich mindestens 15 Bücher in den Händen hatte, die meinem neuem Blogmotto entsprachen. Manchmal fragte ich meine Mitstreiterinnen, ob sie denn auch einen Vogel auf dem Cover erkennen würden. Und so ein Pinguin ist schließlich nur ein flugunfähiger Seevogel, oder? In verschnörkelten Ornamenten sahen wir plötzlich gemeinsam stattlich anmutende Vögel. Doch wer mich kennt, weiß, dass sobald ich im Klappentext die Worte Liebe, verliebt oder schwanger lese, dieses Exemplar sofort uninteressant für mich wird. 


Gemütlichkeit wird bei Frau Erler sehr groß geschrieben. Es gibt eine sehr große Anzahl von Sitzmöglichkeiten. Relativ mittig findet sich eine bequeme Lümmellesegarnitur. Sessel und Couch, dazu ein Beistelltisch, ein älterer Stuhl und eine wirklich tolle Lampe auf Echtholzfuß. Dort saßen wir, unterhielten uns, tranken Tee, vor allem Blubbstee. Ja, so habe ich auch geschaut. Blubbstee, was ist denn das? Ein Kinderfrüchtetee, der mir ebenfalls sehr schmeckte. Wir knabberten Spekulatius, Lebkuchen und Kekse. Und erhoben uns immer wieder, um mit der Stöberei weiter zu machen. Die anfänglichen drei geplanten Stunden erschienen kurz als ziemlich lang, wenn man wie sonst, ab und zu auf die Uhr schaut. Aber dieses Gefühl wehrte wirklich nur kurz, denn schon wurde eine Ecke entdeckt, der man noch keine Beachtung geschenkt hatte. Nun ja, was soll ich sagen. Schließlich lagen auf dem Kaufen-Platz drei Bücher, ein Lesezeichenkalender und zwei Plüschanhänger für das Junggefieder. Welch Glück, besaß ich doch ebenfalls noch einen Einkaufsgutschein für die Buchhandlung. So musste die Geldbörse nicht all zu laut weinen.


Die Buchhandlung Findus in Tharandt war wohl an diesem Abend der perfekteste Ort für mich. Das Ambiente, die Liebe zum Detail, die offene, herzliche Art der Buchhändlerin Frau Erler, der Blubbstee, Stöberzeit mit meinen Mädels, der Duft von neuen Büchern, der mich die ganze Zeit einhüllte. Alles fühlte sich so sehr nach Weihnachten und Geborgenheit an. Ein Ort, wo Bücherwürmer die Welt draußen mal Welt sein lassen können. Einfach abschalten. Sich in andere Welten einlesen. Sich von einem Buchhandlungsabend verzaubern lassen. Eine wunderbare Idee, die eigene Buchhandlung anderen für ein paar Stunden zur Verfügung zu stellen. Es gibt in meiner Region leider mir niemand bekannten, der etwas Ähnliches anbietet. Gerade das macht die Buchhandlung Findus zu etwas Besonderem. Die Tatsache, dass Frau Erler den Deutschen Buchhandlungspreis 2017 in der Kategorie beste Buchhandlungen gewonnen hat, wundert niemanden, der bereits einmal seine Füße in diese Räumlichkeiten setzte. 

Ich möchte mich an dieser Stelle sehr herzlich bei Frau Erler bedanken, für ihr Vertrauen, für ihr Engagement und vor allem für den wunderbaren Abend. Es war mir eine Freude und auch wenn der Weg nach Tharandt für mich eher lang ist, werde ich Zeit finden, erneut in der Buchhandlung Findus auch zu regulärer Öffnungszeit zu Stöbern.