Freitag, 31. März 2017

Mehr Schwarz als Lila - Lena Gorelik


"Wir spielen ein Spiel! Wenn du mitspielst, musst du dich an die Regeln halten. Egal, was passiert. Du musst die Regeln befolgen. Wenn für dich deine Grenze erreicht ist, dann stehst du auf und gehst. Einfach so. Ohne eine Erklärung. Du gehst einfach weg. Aber dann hast du verloren..."



Alex ist 17. Alex ist Halbwaise. Sie hat zwei beste Freunde. Paul und Nina, die Ratte genannt werden will. Alex trägt am liebsten schwarze Klamotten und hat das Gefühl, ihr Leben ist viel komplizierter als das der Anderen. Ihr Vater tut dies mit der Nüchternheit eines Erwachsenen ab. Um sich lebendig zu fühlen, spielen die drei ein paar Mutspiele. Immer soweit, bis sie kurz vor einer Grenze stehen. Dann lernen sie Johnny kennen, der eigentlich ganz anders heißt, aber einen "Decknamen" erhält, weil er Referendar an der Schule des Trios ist. Alex ist begeistert von ihm und auf einer Klassenfahrt spielen die vier ein gemeinsames Spiel. Doch es endet anders, als erwartet, denn Alex bleibt nicht stehen, sondern überschreitet dabei eine Grenze...

"Mehr Schwarz als Lila" aus der Feder der Autorin und Journalistin Lena Gorelik ist ein Roman über Freundschaft, erste Liebe und Vertrauen. Es ist aber auch ein Roman, dessen Protagonistin eine Grenze überschreitet, derer sie sich zu spät bewusst wird. Der Roman zeigt auf, wie schwer es ist, sich in der Pubertät zurecht zu finden, wie sehr man daran arbeitet, das Richtige zu tun und wie schnell man daran scheitern kann. Lena Goreliks Schreibstil passt perfekt zu der jugendlichen Zerrissenheit ihrer Hauptfigur. In zackiger Art und Weise schießt man quasi durch einen Teil des Lebens von Alex und kann ihr so bis in ihre Gedanken folgen. In kurzen, schnörkellosen, ungeschönten aber treffenden Sätzen öffnet sich dem Leser die Welt einer 17jährigen. Lena Gorelik schreibt in der Ich- Perspektive, was zur Folge hat, dass man sich der Protagonistin besonders mitfühlend nähern kann. Doch auch die Nebencharaktere sind sehr gut ausgearbeitet und ergeben so ein stimmiges Gesamtbild. 


Verrät der Titel bereits etwas über die Protagonistin, so ist man beim Cover zunächst verwirrt. Farblich scheint dies nichts mit den Worten gemein zu haben. Doch wer aufmerksam den Plot verfolgt, der wird auch hier erkennen, wie perfekt sich die Federn des Papageis einfügen. "Mehr Schwarz als Lila" ist ein Roman, den ich nicht unbedingt als leichte Urlaubslektüre benennen würde, aber es ist ein Roman, der den Leser fordert, zum Nachdenken anregt und vor allem mitfühlend ist. Es ist eine Geschichte, die sich flüssig liest und bei der man sich möglicherweise sehr gut an die Zerrissenheit in der eigenen Pubertät erinnern kann, wie sehr man sich selbst und andere hinterfragt hat, wie sehr man versucht hat, das Leben zu verstehen. All die oben genannten Punkte machen es mir leicht, eine klare Leseempfehlung zu geben und zu hoffen, dass der Roman den Weg in viele Bücherregale finden wird.

Lena Gorelik wurde 1981 in St. Petersburg geboren und kam 1992 mit ihrer Familie nach Deutschland. Bereits mit ca. 8 Jahren war ihr klar, dass sie schreiben wollte. Im Jahr 2004 veröffentlichte sie ihren ersten Roman. Lena Gorelik schreibt nicht nur Romane, sondern ist mit ihren Beträgen zu verschiedenen Theman auch in diversen Zeitungen vertreten. Sollte Lena gerade mal nicht an einem Roman arbeiten, so schreibt sie trotzdem und wenn es nur beantwortete Mails oder kurze Blogeinträge sind. Prokrastination ist ihr ebenfalls ein Begriff. Bekämpft wird diese mit Kuchen, denn erst wenn Lena Gorlik ein paar Seiten geschrieben hat, darf sie Kuchen essen.


Mehr Schwarz als Lila - Lena Gorelik
Gebundene Ausgabe - Rowohlt Verlag
ISBN 978-3-871-34175-5 - Preis: 19,95 €