Er hat eine Frage gestellt. Das Pendel hat geantwortet. Eindeutig. Nicht neutral. Ganz entschieden hat es ihm den Weg gewiesen. Und doch ist passiert, was nicht passieren durfte...
Privatdetektiv Richard Winter haust seit mehr als sechs Jahren in seiner Wohnung, die auch gleichzeitig sein Büro ist. Er ist ungepflegt und trinkt am liebsten Hochprozentiges. Früher war er ein angesehener Kommisar kurz vor der Beförderung, doch dann traf er die falsche Entscheidung. Im Alleingang. Nichts ist ihm geblieben, nach dem er bei der Polizei rausgeflogen ist. Nichts, außer seiner geliebten Hündin Sydney und seinem Fernschachspiel mit einem Russen. Das Spiel ist festgefahren und Richard ist sich sicher, dass er nicht nur in diesem Schachspiel matt geht. Doch dann steht eine junge Polizistin vor seiner Tür. Die Polizei braucht seine Hilfe bei der Ergreifung eines Serienmörders. Bevor sich Richard versieht, wird er in diesem Fall vom Jäger zum Gejagten...
"Die Akte Harlekin" ist der erste Thriller des Autors Thomas Vaucher, der vor allem von seinem gut durchdachten Plot und der dazu gehörenden Spannung lebt. Ein Pageturner der mit gut ausgearbeiteten Charakteren arbeitet und mit verschiedenen Stimmungen spielt. Hier findet man nicht nur Mord, sondern vor allem menschliches Verhalten, mag es positiv oder negativ sein. Wer sich ein wenig mit okkulten Dingen beschäftigt, der ist hier genauso an den richtigen Seiten, wie jemand, der sich so gar keinen Reim auf diese Dinge machen kann oder möchte. Denn trotz der Benutzung eines Pendels durch den Protagonisten oder die Geistersichtungen durch diverse Personen bleibt vor allem eines bis zum Schluss im Dunkeln. Der Täterrolle wird vom Leser durch verschiedene Wendungen und Andeutungen immer wieder dem Falschen zugeschrieben. Es dürfte stark bezweifelt werden, dass es viele Bücherwürmer gibt, die hier von Anfang an auf der richtigen Spur zu sein scheinen.
Das Interesse an der Hansestadt Bremen merkt man dem Autor beinah in jedem Kapitel an. Denn geschickt webt er die Szenerie der Stadt in seine Handlung mit ein. So erlebt der Leser eine Autojagd durch die Straßen und Plätze der Stadt und seiner Umgebung genauso wie die Verfolgung zu Fuss durch Gassen und dunkle Räume. Einziger kleiner Kielschaden beim Lesen sind Textpassagen, die etwas zu lang geraten sind, da jedoch wenig an der Anzahl, ohne nennenswerte Einschränkungen für den Lesefluss und -genuss. Die Kapitel haben unterschiedliche, aber angemessene Längen und neben dem Zahlentitel auch einen Schachzug. Das damit verbundene Schachspiel hat real zwischen zwei Ungarn im Jahr 1964 stattgefunden. Im Nestchen hat es ein wenig gedauert, bis klar wurde, was diese Zahlen und Buchstaben am Kapitelanfang zu bedeuten haben. Es ist aber durchaus eine interessante Ergänzung zum Plot.
Thomas Vaucher der bis dato vor allem Historische Romane veröffentlicht hat, stellt in seinem Thriller vor allem seine Vielseitigkeit unter Beweis. Sein Schreibstil ist klar und schnörkellos. Mit einfachen stilistischen Mitteln schafft er es, Spannung aufzubauen und Authentizität zu schaffen. Sein Plot wirkt an vielen Stellen zuweilen mystisch, was dem Thriller einen weiteren Spannungsfaktor verleiht. Bleibt zu hoffen, dass sein Protagonist nicht nur diesen einen Fall bearbeiten musste, sondern noch einige folgen werden. "Die Akte Harlekin" ist ein spannender Fall eines etwas abgewrackten aber liebenswerten Kommissars und bekommt aus dem Nestchen eine klare Leseempfehlung.
Thomas Vaucher wurde in Freiburg in der Schweiz geboren. Beschäftigt er sich hauptberuflich als Primarlehrer, so widmet er seine Freizeit der Musik, dem Theaterschauspiel oder seinem schriftstellerischen Talent. Schon länger ist er vom Mittelalter fasziniert und veröffentlichte so bereits den einen oder anderen Historischen Roman. "Die Akte Harlekin" ist sein erster Thriller.
Die Akte Harlekin - Thomas Vaucher
Gebundene Ausgabe - Thriller - Riverfield Verlag
ISBN 978-3-952-46400-7 - Preis: 22,00 € / 26,90 CHF
Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.