Die Zeit heilt alle Wunden, so sagt man. Doch nicht sie ist es, die unsere Wunden heilen kann, wenn wir einen schweren Verlust erleiden. Nur wir allein können das. Doch dazu müssen wir verschiedene Phasen der Trauer bewältigen. Tun wir dies nicht und halten an unserer Trauer, an unserem Verlust fest, so werden unsere Wunden nicht heilen. Wir werden nie wieder richtig leben...
Mikael ist neun Jahre alt und lebt mit seinen Eltern und einem Nachbarn auf einer Insel. Als er mit seinem Vater zum Schwimmen ans Meer geht, kehrt er allein zurück. Sein Vater ist weggeschwommen, erzählt er seiner Mutter. Die glaubt ihm nicht und will ihn zur Rede zu stellen, will erfahren, was passiert ist. Doch Mikael kann nicht reden. Nur langsam offenbart er die schreckliche Wahrheit. Seine Mutter jedoch will diese Wahrheit nicht sehen...
"Birk" ist der Debütroman von Jaap Robben. Ein Roman, der so viele Gefühle in sich vereint. In ihm finden sich zärtliche, liebevolle, aber auch ernste, beklemmende und dann sogar abstoßende Passagen. Eine Mischung, die den Roman vielschichtig macht und nicht kategorisieren lässt. Jaap Robben kommt dabei mit wenigen Figuren aus, die sehr gut gezeichnet sind. Trotzdem wandelt der Leser auch hier zwischen Sympathie und Abscheu. Im Mittelpunkt seines Romans steht der Umgang mit Trauer und dessen Bewältigung. Wie wichtig diese ist und was passieren kann, wenn man sie nicht durchlebt, zeigt sich besonders gegen Ende des Romans. Mit diesem Thema geht beim Lesen eine gewisse Schwere einher, die den Roman aber keineswegs nur dunkel und trist macht. Mehr noch lässt diese Melancholie, die kleinen und doch schönen Dinge im Plot intensiver und bewusster wahrnehmen.
Das Cover versprüht eine Art Leichtigkeit, die auch für den Schreibstil des Autors gilt. Auch wenn das Thema des Romans weniger leicht ist, so weniger schwer machen es die Sätze dem Leser. Dabei kommt Jaap Robben ohne stilistische Mittel wie wechselnde Perspektiven und Cliffhanger aus. Allein die Sicht aus der Ich-Perspektive seines Protagonisten Mikael reicht hier aus. Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt und beschreibt einen Zeitraum von ca. 6 Jahren auf einer Insel. Jaap Robben beschreibt dabei aber keine Kleinigkeiten, sondern trifft mit seinen teilweise sehr kurzen Kapiteln, den Kern der jeweiligen Szenerie. Alles weitere bleibt dem Leser überlassen, bei dem sich schon nach wenigen Seiten ein Mitgefühl einstellt, welches bis zum Ende des Buches erhalten bleibt. Die Begleitung des Protagonisten bei seinem Erwachsenwerden wird genauso thematisiert, wie der immer wieder präsente Verlust des Vaters. "Birk" ist ein Buch, welches nachhalt, besonders in Zeiten, in denen Menschen nicht immer in der Lage sind, sich Hilfe zu suchen. Es ist ein Buch, dass trotz des doch traurigen Themas eine Art von Gemütlichkeit und Wärme ausstrahlt. Es ist aber auch ein Buch, das in gewisser Weise polarisiert. Wie genau, sollte jeder Leser für sich selbst herausfinden.
Jaap Robben wurde 1984 in den Niederlanden geboren. Eigentlich wollte er lieber Afrikaner oder Archäologe werden, doch entschloss sich dann, sein Studium im Umweltmanagement abzuschließen. Vor seinem ersten Roman veröffentlichte er bereits sehr erfolgreich das Kinder- und Jugenbuch "Die Sauerdropse". Jaap Robben ist Theaterregisseur und ist mit seiner Theatergruppe bereits bis nach Weißrussland und in den Oman gereist. In diesem Jahr wird der Autor sein neues Buch "Birk" auf der Frankfurter Buchmesse vorstellen.
Birk - Jaap Robben - Roman
Gebundene Ausgabe - ars vivendi Verlag
ISBN 978-3-869-13718-6 - Preis: 20,00 € (D) / 20,60 € (A)
Um es abschließend mit einer buchgefiederten Wertung zu sagen: Diese
Buch hat ein starkes Gefieder und es sollte fliegen. Dabei sollte es
möglichst in vielen Bücherregalen landen.
Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag als Vorableseexemplar zur Verfügung gestellt.