Dienstag, 23. August 2016

Alles begann mit kostenfreiem Eiswasser...


und zählt heute zu einem der größten Touristenmagneten in South Dakota. Vielleicht der perfekte "Road Trip Stop"!




Im Dezember 1931 kauften Dorothy and Ted Hustead den einzigen Drugstore, der sich laut ihrer Familie, mitten im nirgendwo befand, auf Gott verlassenem Boden. In einem klitzekleinen Städtchen namens Wall. Gerade einmal 326 Menschen lebten dort und alle hatten eines gemeinsam. Sie waren arm. Doch Dorothy und Ted glaubten an ihren "kleinen" Laden und wollten ihm fünf Jahre Zeit geben. Sollte er nach diesen fünf Jahren nicht zu ihrer Einnahmequelle geworden sein, dann würden sie auf Freunde und Familie hören und dem Städtchen im Nirgendwo den Rücken kehren.

In der ersten Zeit liefen die Geschäfte miserabel und Ted bekam ein schlechtes Gewissen, dass seine Frau, eine ausgebildete Lehrerin, im Laden stand. Doch Dorothy sprach ihm Mut zu. Sie war der Meinung, sobald Mount Rushmore fertig wäre, würden viele Menschen auf der großen zweispurigen Straße an ihrem Ort vorbei kommen und sie würden rasten wollen. Die zwei machten weiter. Sie waren nicht arm und mussten auch nicht hungern, aber Ted war zusehends frustrierter. Ja, er hatte Freunde gefunden, er tat sein Bestes um den Menschen und Tieren des Ortes als ausgebildeter Apotheker zu helfen. Im Sommer 1936 fragte sich Ted, ob es richtig gewesen war, seine Frau, seinen fünfjährigen Sohn und seine einen Monat alte Tochter hier im Nirgendwo "festzusetzen". Im Dezember würde der Fünf-Jahres-Plan ablaufen. War denn alles, was er bis dahin gearbeitet hatte vollkommen umsonst?


Dann kam dieser eine besonders heiße Tag im Juli. Dorothy nahm die Kinder mit in den Keller, damit sie wenigstens dort etwas schlafen konnten. Ted schlug nach den Fliegen mit einer Zeitungsrolle, schwitzte und fand nicht ein schattiges Plätzchen. Doch nur eine Stunde später kam Dorothy zu ihm. Er fragte, ob sie nicht schlafen konnte. Doch sie schüttelte den Kopf und meinte, die Autos auf der 16A würden das Haus zum Wackeln bringen. Und sie wisse nun, wie sie die Menschen animieren können, in ihren Drugstore zu kommen.

"Was brauchen Reisende in der Hitze des Sommers? Sie brauchen Wasser, Eiswasser! Wir machen ein Schild und weisen die Menschen darauf hin, dass sie hier ihren Durst stillen können. Fahren Sie um die Ecke zu Wall Drug! Dort bekommen sie freies Eiswasser!"

Ted war nicht sofort Feuer und Flamme, doch er gab der Idee eine Chance. Gemeinsam mit einem Jungen baute er ein Schild. Sie stellten es am Rand der Straße auf, so dass die Reisenden es lesen konnten. Noch während er "Free Icewater" darauf schrieb, wollte er es wieder rückgängig machen. Er glaubte nicht, dass diese Idee die Rettung sein sollte. Umso überraschter war er, als er danach seinen Laden betrat. Dorothy flitzte hin und her, war ganz außer Atem. So viele Menschen, alle wollten Eiswasser. Und nicht nur das. Plötzlich war Ted damit beschäftigt Eiscremetüten zu verkaufen. Dorothy und Ted arbeiteten für Stunden. Sie verkauften Gallone um Gallone Eiswasser, machten Eis in Waffelhörnchen und gaben Auskunft zur Weiterfahrt. Am Abend waren die zwei vollkommen fertig. Doch sie hatten endlich das Gefühl, ein gutes Zuhause gefunden zu haben.

Bereits ein Jahr später hatten Dorothy und Ted acht Mitarbeiterinnen, da der Kundenstrom nicht ab riss und besonders im Sommer zu Höchstformen mutierte. Heute besuchen an einem sehr guten Tag im Hochsommer ca. 20.000 Menschen den Wall Drug Store. Auch wenn Ted die Leitung weitergegeben hat, so hat ihm seine eigene Geschichte gezeigt, dass es keinen von Gott verlassenen Ort gibt. Jeder Ort, mag er noch so weit im Nirgendwo liegen, hat das Potenzial, etwas Großartiges hervorzubringen.


Genau das ist es, was Wall Drug Store für mich ausmacht. Er hat Leidenschaft, Herz, ist bunt, hier und da verrückt, familienfreundlich, laut und doch auch leise, liebevoll eingerichtet, einer der schönsten Rastplätze der Welt. Obwohl hier und da mit immer mehr Neuerungen versehen, spürt man den alten Charme des mittlerweile riesigen Areals. Hier haben Klein und Groß Spaß, können sich Zeit nehmen und etwas Essen, ein paar Souvenirs kaufen, Hüte probieren, Boots in allen Größen und Formen einlaufen, zwischen springendem Wasser umher laufen, auf Fabelwesen reiten, einem T-Rex begegnen und zu guter Letzt oder immer wieder zwischendurch Eiswasser trinken, vollkommen kostenfrei, für jeden verfügbar.


Ja, uns hat das Eiswasser gut getan. Wir waren an einem dieser heißen Tage in Richtung Deadwood unterwegs. Wir haben ca. 2 Stunden pausiert und es uns gut gehen lassen. Die Atmosphäre wirkte auf uns. Die Pizza schmeckte hervorragend und dem T-Rex haben wir nichts abgegeben!

Solltet ihr also einmal in South Dakota auf der Interstate 90 Richtung Westen nach Mount Rushmore wollen, dann haltet kurz an. Es lohnt sich wirklich. Auch wenn besonders im Sommer der Wall Drug Store sehr gut besucht ist, findet sich immer wieder ein ruhiges schattiges Plätzchen zum Genießen, zum Beobachten und zum Ausruhen. Die Menschen in den einzelnen Stores und Restaurants machen den Besuch zu einem Highlight. Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sind hier keine Fremdworte, sie sind das Leben!

Ach ja und ganz in der Nähe befindet sich ein Nationalpark, dem mein Herz gehört. 

To be continued...