Pflanzen bewachsen unsere Erde schon seit Millionen von Jahren, sie passen sich ihrer Umgebung an. Wieder und wieder. Der Mensch lebt weitaus kürzer auf diesem Planeten. Er will, dass sich seine Umgebung an ihn anpasst. Wieder und wieder.
Daniel ist 17 Jahre alt. Er umgibt sich lieber mit Pflanzen als mit Menschen. Er umarmt Bäume, redet mit Blumen und teilt ihre Schmerzen, wenn Menschen ihnen wehtun. Seine grünen Gefährten lehren ihn, dass sie widerstandsfähiger, wandlungsfähiger und loyaler sind als die menschliche Spezies. Zu sehr wurde er von Menschen enttäuscht, ganz besonders von seiner Mutter. So ist es nicht verwunderlich, dass Daniel auf Rache sinnt, als sein bester Freund schwer verletzt wird und mit dem Tode kämpft. Rache ist eine sehr menschliche Unart und doch genau das Richtige für den Mörder seines Freundes. Doch dann trifft Daniel unerwartet auf Sarah, eine viel ältere Frau, die ihn mit ihrer Wärme umschließt. Ihr möchte er seine Forschungen zum Leben der Pflanzen näher bringen. Doch vorher keimt in ihm ein Plan, der umgesetzt werden muss...
Was darf man von einem Autor erwarten, der Musik studiert hat und bis 2012 Violinist im Sinfonieorchester des Norddeutschen Rundfunks war. Einen gefühlvollen, punktgenauen Roman? Gar etwas mit ganz viel Liebe? Irrtum! Man erhält einen wirklich gut durchdachten Plot für einen deutschen Thriller, der mit nur 161 Buchseiten wirklich alles zu bieten hat, was ein Buch dieses Genres braucht. Die wechselnden Perspektiven der einzelnen Kapitel bauen Spannung auf, so dass es dem Leser schwer fällt, das Buch aus der Hand zu legen. Bei der vergleichsweise geringen Seitenzahl auch nicht notwendig, denn der Thriller liest sich quasi in einem Rutsch. Dabei schafft es Rainer Christiansen sogar noch, dass sich der Leser am Ende wohl mehr gruselt als am Anfang. Nichts für schwache Nerven, wenn der Protagonist seinen Plan in die Tat umsetzt. Trotzdem gut gewählt, weil so das Ende ein wirklicher Paukenschlag ist und nicht vor sich hinplätschert, auch wenn der Leser sich ein glücklicheres Ende wünschen würde. Die Figuren, die sich Rainer Christiansen erdacht hat, könnten genau so existieren. Mit ihrer herablassenden Art oder mit ihrer Naivität, vielleicht auch mit ihrer Durchtriebenheit und mit ihrem Neid. Keine Frage, beinah alle möglichen menschlichen Eigenschaften sind vertreten. Das Cover erscheint sehr düster und doch passend, auch wenn sich hin und wieder etwas Sonne im Thriller zu zeigen vermag.
Was bleibt als Fazit zu sagen? "Die gehäutete Seele" ist ein Thriller, der zwar kurzweilig, aber ganz sicher nicht langweilig daher kommt. Auch wenn der Roman nur 161 Seiten hat, so hat er doch das Wort Pageturner verdient. Ein sehr gut durchdachter Plot macht es dem Leser nicht all zu leicht auf die Spur des Mörders zu kommen. Das wiederum hält die Spannung bis zum Schluss aufrecht. Wer sich nicht durch hunderte von Seiten lesen möchte, um sich von einem Thriller fesseln zu lassen, der greife zu diesem Buch, welches eine klare Leseempfehlung erhält.
Rainer Christiansen wurde 1947 in Hamburg geboren. Nach dem er Musik studierte arbeitete er bis zum Jahr 2012 als Violinist beim Sinfonieorchester des Norddeutschen Rundfunks. In seinem Leben teilt er nicht nur die Liebe zur Musik, er ist auch vernarrt ins Schreiben. Sowohl beim Musizieren als auch beim Schreiben kann er sich öffnen und alles fließen lassen, was ihn bewegt. Nach dem er zahlreiche Märchen und Novellen geschrieben hatte, wagte er sich an seinen ersten Thriller.
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Die gehäutete Seele - Rainer Christiansen
Broschierte Ausgabe - Thriller - KSB Media
ISBN 978-3-946-10513-8 - Preis 14,50 €
Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Autor Rainer Christiansen als Rezensionexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank für die Signierung!