Freitag, 12. Februar 2016

Seelennot - Eva Lirot


Wieviel kann ein Mensch ertragen, bevor er "explodiert"? Wieviel kann eine Mutter verkraften, die sich einer Wahrheit gegenüber sieht, die ihr das Herz zu sprengen droht. Wieviel ist ein Leben noch wert, welches Stück für Stück zerstört wird?

Sie ist Mutter zweier toller Kinder und doch ist das Glück getrübt. Von der Familie ihres Mannes, von ihrem durch eine Krankheit schwer gezeichneten Ehemann. Der sich einlullen lässt, von einem guten Freund. Ihm immer wieder trotz Schmerzen auf seinen Baustellen aushilft und nicht sehen will, was sie längst erkannt hat. Ihr Sohn, der sich auf die Seite seines Vaters stellt. Alles versucht sie zu ertragen. Doch dann verschwindet ihre Tochter und das Fass, ihr inneres Fass tropft am Überlauf. 

Jim Devcon ermittelt in zwei brutalen Mordfällen auf einem Straßenstrich-Gelände. Doch gerade, als er mit seinem Team richtig loslegen will, wird er gestoppt. Von oberster Stelle. Der Polizeipräsident lässt die Akte schließen und Jim ist fassungslos...

"Seelennot" ist bereits der vierte Fall für den fiktiven Ermittler Jim Devcon aus der Feder der Autorin Eva Lirot. Wie auch schon bei "Seelenbruch" ist dieser Thriller ganz sicher nichts für zartbesaitete Lesernerven. Spannend erzählt die Autorin die Geschichte einer Frau, die in ihrem Leben eine Menge erdulden musste und sich trotzdem immer wieder stark durch selbiges bewegt. Eva Lirot verzichtet in diesem Roman allerdings auf eine namentliche Benennung und schafft somit etwas noch viel Geheimnisvolleres. Diese Mutterfigur kann so von jedem Leser als das gesehen werden, was sie ist. Eine Frau, die leidet und es dennoch nie direkt nach außen transportiert. 


In diesem Buch schafft es Eva Lirot erneut, uns die menschlichen Abgründe schonungslos vor Augen zu halten. Beinah vollkommen unerbittlich offenbart sie Kapitel für Kapitel die ganze Wahrheit. Der Leser wird in seiner Gefühlswelt genauso hin und her geworfen, wie es den Figuren im Roman widerfährt. Die Kapitel sind längenmäßig sehr gut ausgearbeitet und haben hier und da kleine Ansätze diverser kleiner Cliffhanger, die die Autorin mal direkt, mal erst im übernächsten Kapitel auflöst. Wie bereits in vorangegangenen Fällen des Jim Devcron schafft es Eva Lirot auch hier wieder, mit besonders schlagfertigen Dialogen der Figuren zu überzeugen. Ihrem Schreibstil bleibt sie treu, was ihre Leserschaft freut und auch nach dem vierten Fall nicht als langatmig oder gar langweilig empfunden wird. Die Covergestaltung ist einfach, aber sehr effektiv. Es wurde bereits neu gestaltet und ist leider nicht mehr in der hier zu Grunde liegenden Ausgabe erhältlich.

Als einziger kleiner kritischer Punkt ist das eher unzufriedenstellende Ende anzumerken. Dieser Punkt ist aber eher subjektiv. Denn auch zum Schluss schafft es Eva Lirot trotzdem noch einmal so richtig mit der "Keule" auszuholen und Dinge zu offenbaren, die den Leser auch nach dem Zuklappen des Buches weiter beschäftigen. "Seelennot" ist ein erneuter gut ausgearbeiteter Thriller, der uns vor Augen führt, dass selbst Menschen, die sonst nett und friedlich sind, eine gewisse Schmerzgrenze haben. Sobald diese dann überschritten ist, kann im Prinzip jeder entsetzliche Dinge tun. Diese Buch ist für Leser unter 18 Jahren nicht geeignet!

Eva Lirot wurde in Deutschland geboren, lebte zeitweise in den USA und Kanada und sitzt vorzugsweise stundenlang an ihrem Schreibtisch, um ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen und ihre Gedanken und Geschichten zu notieren. Dass dies gut funktioniert zeigen ihre Veröffentlichungen. Dabei findet der Leser dort zwar jede Menge Buchstaben, aber nichts romantisches. Eva Lirot liegt der Sinn nach Menschen in ihren Geschichten, die für solche Aktionen meist wenig Zeit haben, was wohl daran liegen könnte, dass sie meist nicht all zu lange leben dürfen.

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Seelennot - Eva Lirot - Thriller
Taschenbuchausgabe - ISBN 978-1-517-42971-3 - Preis: 6,99 €
Nicht für Leser unter 18 Jahren geeignet!

Dieses Buch wurde mir freundlicherweise von der Autorin zur Verfügung gestellt. 
Herzlichen Dank für die Signierung!