Motto der Woche
Aphorismus von Helga Schäferling
Vielleicht fragt ihr euch, was das für ein Motto sein soll. Eigentlich sind es eher die Gedanken der letzten Zeit, meine Gedanken und die offensichtlichen Gedanken auch anderer. Vor mehr als drei Jahren fing ich vollkommen unbedarft, aber dafür mit jeder Menge Energie, an zu bloggen. Immer hat es mir Spaß gemacht. Bevor ihr jetzt denkt, dass es mir keinen Spaß mehr macht, so kann ich euch beruhigen, es tut es noch immer. Nur manchmal habe ich das Gefühl, es tut es auf eine vollkommen andere Art und Weise. Sicher, ich bin mit meinem Bloggerdasein gewachsen, habe vielleicht sogar mehr zu mir selbst gefunden, als jemals zuvor. Und dennoch ist dieses Ichsein schwer zu verstehen.
Letzte Woche gab eine mir liebgewonnene Bloggerin ihren "Blogrücktritt" bekannt. Auch wenn es sich nicht so gefühlvoll anhören mag, aber für mich war das abzusehen. Wahrscheinlich wird es in naher Zukunft sogar noch einige geben, die ebenfalls die Segel streichen oder wenigstens kürzer treten werden. Warum? Weil sie ähnliche Gedanken haben! Weil ich sie so gut verstehen kann. Weil ich manchmal das Gefühl habe, dass ich beim Bloggen in den letzten Monaten einen großen Teil meines Ichs betrogen habe, oder gar etwas davon verloren ging. Wer bin ich? Was will ich? Diese Fragen habe ich mir in den vergangenen Tagen sehr häufig gestellt. Darum dauerte mein Motto so lange. Ein Motto, dass zugleich auch meine Fluggedanken sind.
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Ich bin nicht nach nirgendwo gereist, jedenfalls nicht absichtlich. Irgendwie hat der Wind mich einwenig in diese Richtung fliegen lassen. Nein, ich will nicht ins Nirgendwo verschwinden. Ich möchte Ich sein dürfen. Leider ist das in der Bloggerszene schwerer als man glaubt. Darum ziehe ich in sofern einen Strich und fange für mich neu an. Die Rezensionsexemplare, die hier noch liegen, werden in den nächsten Wochen "abgearbeitet". Versteht ihr, was ich meine? Ich will nichts abarbeiten, möchte mich wieder von Büchern fesseln lassen, die nicht gerade neu erschienen sind. Diese Bücher und ihre Verlage sind es genauso wert, dass man sie in einem Blog erwähnt.
Ich will auf der Buchmesse wandeln, als wäre ich ein Lesevögelchen mit kleinen Bekanntschaften zu Verlagen. Will neue Autoren selbst entdecken und das fern von großen Verlagen, die wissen, wie sie "ihre" Blogger bei Laune halten. Lesungen habe ich in letzter Zeit weniger besucht. Nicht weil hier keine waren, nein, ich hatte schlichtweg keine Zeit, denn im Kopf kleben immer wieder dieselben Gedanken. Du muss dieses Buch noch lesen und rezensieren, schließlich hast du es vom Verlag als Rezensionsexemplar bekommen. Aber ich möchte viel lieber Autoren treffen, die ich mag, Lesungen lauschen, die mir interessant erscheinen. Für mich. Nicht weil ich hoffe, dadurch mehr Klicks zu erhalten.
Ab jetzt werde ich mein Ich aus dem Nirgendwo herausholen. Ich werde mich um mich bemühen. Mit meinem 365+1-Tage-Projekt klappt das bereits sehr gut. Kreativität hat mich in meinem ganzen Leben begleitet und soll es auch weiterhin tun. Bücher ebenfalls, aber anders als in den letzten zwei Jahren. Ich möchte diese Lust und Laune, diese Unbedarftheit mit meiner jetzigen Bloggererfahrung kombinieren und mein Ich für mich mehr in den Vordergrund rücken. Denn das Nestchen ist mein Blog und das soll er nach außen auch transportieren.