Freitag, 26. Februar 2016

Blühender Lavendel - Barbara Hagmann


Sie soll beruhigend wirken, sie soll einem Parfum die entsprechende Note verleihen, dem Essen einen provenzalischen Geschmack geben und manchmal sogar eine gewisse Einschlafhilfe sein. Eine Pflanze mit aufrecht stehenden, stark verästelten Zweigen und mit einem Blütenstand, der zwar grauviolett ist, aber aus der Ferne an ein lilafarbenes Meer erinnert.


Herbert ist ein betagter Mann, der das Grab seiner Mutter liebevoll pflegt und es mit Lavendelsträuchern bepflanzt. Er erinnert sich gern an seine Kindheit, die aber seltsamerweise ein paar Lücken aufzuweisen scheint. Zu seinen älteren Schwestern hat er keinen Kontakt. Er macht den Anschein eines Eigenbrötlers, braucht strikt seine Ordnung und möchte am liebsten keinerlei Kontakt mit anderen menschlichen Wesen, schon gar nicht mit deren Bakterien an den Händen. Simone ist Mitte 30 und wurde soeben von ihrem Freund entlassen. Herbert ist ihr Arbeitskollege und für sie nicht weiter von Bedeutung. Nur etwas schrullig findet sie den älteren Herrn, der täglich den gleichen Anzug anzuhaben scheint. Und diesen Duft, oder sollte sie es Gestank nennen, den er so nach sich zieht, den sie nicht zu definieren im Stande ist. Herbert füllt ihn ab, diesen Duft. Er erinnert ihn an seine geliebte Mutter. Eine Mutter, auf die er nie etwas hat kommen lassen, seit sie tot ist. Doch dann hat er ein unerwartetes Wiedersehen mit seinen Schwestern...


"Blühender Lavendel" ist das Debüt von Barbara Hagmann, in dem sie zeigt, dass unsere Erinnerungen nicht immer mit der vergangenen Realität übereinstimmen müssen. Vielmehr ist es möglich seine eigene Geschichte zu verschönen, wenn man diverse Strategien entwickelt. Mit ihrem Protagonisten hat sie zwar einen sehr schrulligen, wenn auch ordnungsfanatischen Mann erschaffen, der mit seinen Eigenarten voll im Leben steht, bei dem uns jedoch ebenfalls bewusst wird, was man im Leben alles verdrängen kann. Aber auch die anderen agierenden Personen wurden mit diversen Macken versehen, die zum einen Kopfschütteln als auch -nicken hervorrufen. So erscheinen sie menschlich und vor allem glaubhaft. Barbara Hagmann hat eine sehr stilsichere Art zu schreiben, wobei der Roman vordergründig wenig an Dialogen zu bieten hat. Der Plot erschließt sich dem Leser nach und nach mit diversen Erläuterungen zum Leben der einzelnen Personen. Diese zwischendrin erscheinenden Szenen sind ab und an nicht ganz fließend für ein uneingeschränktes Lesevergnügen, tun dem Gesamteindruck des Romanes nicht schlecht. Das Ende ist eine Art Knall, der sich lange Zeit aufgestaut hat und durchaus vorhersehbar ist, wenn man die kleinen Hinweise der Autorin im Plot richtig deutet. Die Aufmachung des Buches ist sehr stilvoll, Cover und Titel passen sehr zum Inhalt. Hier merkt man die Liebe zum Detail des Riverfield Verlages, der seinen Sitz in der Schweiz hat. Dieser noch recht junge Verlag, dessen Gründung im Herbst 2014 war, versucht sich vordergründig Büchern zu widmen, die Geschichten zu erzählen haben, die mehr zu bieten haben als nur Spannung und durchdachtes Plotten. Der Riverfiel Verlag  will vor allem menschliche Geschichten erzählen. 

Barbara Hagmann wurde 1974 geboren und lebt mit ihrer Familie in Zürich. Sie arbeitet als freie Journalistin und hat mit ihrem Roman "Blühender Lavendel" ihren ersten Roman verlegen lassen.

❀ ❀ ❀ ❀

Blühender Lavendel - Barbara Hagmann - Belletristik
Gebundene Ausgabe - Riverfield Verlag
ISBN 978-3-952-44637-9 - Preis: 28,90 Euro

Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.


Montag, 22. Februar 2016

Wer streckt denn da sein Köpfchen...


...dem Himmel entgegen. Kann es sein, dass sich die ersten Frühlingsboten bereit machen, obwohl wir doch erst Februar haben? Mir soll es recht sein. Ich freue mich sehr auf den Frühling, auf das Vogelgezwitscher am Morgen, auf die Helligkeit an selbigem und an die langsam steigenden Temperaturen. Dabei überhöre ich jetzt mal, dass mir eben die Wetterfroschliese aus dem Radio ein "in den nächsten Tagen wird es noch einmal richtig kalt werden" um die Ohren geschmissen hat. Das wollen wir doch mal sehen!


Lieber Herr Frühling, hör nicht auf die olle Wettertante. Wenn sie nicht recht behält, wird sie das verkraften. Bitte versuch, so schnell wie nur möglich hier zu erscheinen. Wir erwarten dich sehr!

Lieber Herr Winter, du hast dir keine Mühe gegeben in deiner Jahreszeit, aber jetzt wollen wir nicht mehr. Also bitte verschone uns mit irgendwelchen kurzfristig geplanten winterlichen Aktionen. Du kannst getrost in deinen Urlaub verfliegen...

Oder was meint ihr?

Freitag, 19. Februar 2016

Das Blaubeerhaus - Antonia Michaelis


Mitten im Wald, versteckt zwischen Bäumen und Sträuchern, umrandet von wilden Kräutern und wildem Gemüse liegt ein Haus, ein sehr altes Haus. Draußen blättert nicht nur die Farbe ab, auch die noch vorhandenen Dachschindeln rutschen bei leichtem Wind abwärts. In ihm leben keine Menschen. Eichhörnchen, Mäuse, Dachse und Füchse gehen hier ein und aus. Die alten Dielen knarren bei jedem Schritt, den ein Fremder in ihm macht und manchmal hat man das Gefühl, das Haus hütet ein Geheimnis. Ein Geheimnis, welches es nur ungern preisgeben will.



Leo und Imke müssen mit ihren Eltern Urlaub machen. Urlaub ist das falsche Wort, denn eigentlich wollen die Eltern ein altes Haus renovieren, welches der alten Lene gehörte. Lene war am Ende ihres Lebensweges etwas verrückt. Leo und Imke finden diesen "Urlaub" anfangs furchtbar, doch nach und nach, stellen sie fest, dass nicht nur ihr jeweiliges Gegenüber gar nicht so übel ist, sondern dass das Haus ein Geheimnis hütet, welches es sich lohnt, zu entdecken. Wer braucht schon fließend Wasser oder Strom, wenn er ein Haus als Abenteuerspielplatz nutzen kann. Tierische neue Freunde gleich mit inbegriffen. Dass dieses Abenteuer spannender wird, als die beiden zunächst denken, ahnen die beiden nicht. Erst als sie eine Art Tagebuch in einem Schulheft entdecken, wird ihnen langsam bewusst, dass die alte Lene wohl doch nicht so verrückt war, wie alle dachten...

"Das Blaubeerhaus" von Antonia Michaelis ist ein toller Roman für Kinder ab einem Alter von 10 Jahren zum Selberlesen, wobei besonders bei dem geschichtlichen Aspekten der Geschichte ein Erwachsener an der lesenden Seite nicht schlecht tut. In ihrem sehr abenteuerlichen Roman, in dem zwei der Kinder im Vordergrund stehen und die anderen Personen aber nicht verloren gehen, webt die Autorin erneut geschichtliche Fakten in kindgerechtem Format mit ein. Wer bereits Bücher der Autorin gelesen hat, wird wissen, was gemeint ist, ohne dass Spoiler von Nöten sind. Gerade diese geschichtlichen Erzählstränge werden besonders von den erwachsenen Augen als kritisch betrachtet. Sollten dies aber nicht. Denn das von Antonia Michaelis behandelte Thema wird über kurz oder lang den jungen Lesern in der Schule begegnen. Dort allerdings nicht verwoben in einen Abenteuerroman sondern mit eher nüchtern und komplexen Fakten, die nicht jeder begreifen kann oder will. Die Wahl, wie sich Kinder im Alter von 10 Jahren damit auseinandersetzen, dürfte hierfür klar für diesen Roman sprechen. Dass dieses Thema wichtig ist, sollte ebenfalls außer Frage stehen.



Antonia Michaelis Schreibstil ist wie immer farbenfroh, lebensfroh und ohne Schnörkel trotzdem voller Phantasie, Magie, märchenhaft anmutenden Sätzen und voller Freundschaft und Vertrauen. All diese Dinge sind wichtig für Kinder in diesem Alter. Dass dabei auch gewisse Geheimnisse, Abenteuer oder unheimliche Begegnungen nicht fehlen sollten, versteht sich von selbst. Das Buch beinhaltet zwei Teile, die man gut in zwei Bücher hätte packen können. Der junge Leser wird es gut finden, denn so erfahrt man in einem Buch alles, was es über das Blaubeerhaus zu wissen gibt. Die Geschichte dieses Hauses wird unterstützt von wundervollen Zeichnungen der Illustratorin Claudia Carls. Ihre Zeichnungen wirken, obwohl sie nur aus verschiedenen Grautönen im Buch bestehen, sehr realistisch und vor allem zauberhaft. Das Cover ist ein Spiegel der Geschichte und hervorragend gewählt. Alles in allem ist "Das Blaubeerhaus" ein toller Kinderroman, den die Eltern begleiten sollten. Es ist aber auch eine großartige Abenteuerreise der Protagonisten, mit sprachlich hervorragend ausgearbeiteten, aber einfach zu verstehenden Dialogen. Eine Geschichte, die einfach typisch ist für eine Schriftstellerin wie Antonia Michaelis.

Antonia Michaelis wurde 1979 in Deutschland geboren und hat weit mehr Romane veröffentlicht, als die meisten ihrer Leser glauben mögen. Auch wenn sie durch "Der Märchenerzähler" einen großen Erfolg zu verzeichnen hatte, so sind gerade auch ältere Geschichten aus ihrer Feder sehr lesenswert. Sie schreibt mittlerweile Romane für beinah fast jedes Alter. Man findet Geschichten von ihr im Kinderbuch-, im Jugendbuch- und im Erwachsenenbereich. Allen gemein sind gut ausgearbeitete Plots mit einem Hauch von Überraschungen.

❀ ❀ ❀ ❀ ❀

Das Blaubeerhaus - Antonia Michaelis - Gebundene Ausgabe
Oetinger Verlag - Jugendbuch ab 10 Jahren
ISBN 978-3-789-14300-7 - Preis: 14,99 €

Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.


Dienstag, 16. Februar 2016

"Ohne Liebe sind wir Vögel mit gebrochenen Flügeln."


Motto der Woche


Aphorismus von Mitch Albom

Liebe verleiht uns Flügel, mit denen wir in ungeahnte Höhen fliegen können. Wenn auch eher bildlich gesprochen, denn manchmal habe ich Höhenangst und fliege eher flach, dafür aber intensiver. Übrigens brauche ich dazu keinen bestimmten Tag, wie den am vergangenen Wochenende. Sicherlich ist es schön, dass es einen Tag für Verliebte gibt. Aber sollte dieser Tag nicht auch weitere 364 mal im Jahr sein? Ich fange jetzt hier keine Debatte um den wirtschaftlichen Nutzen dieses einen bestimmten Tages an, denn bei mir kann sich da niemand etwas holen. Vielmehr bin ich froh, dass es Liebe in meinem Leben gibt und das gleich in unterschiedlichen Formen. 

(c) Pixabay

Es ist wichtig, dass man jemanden in seinem Leben hat, der einen zum Fliegen bringt. Sei es mit einem Lächeln am Morgen oder einer Umarmung zwischendurch. Menschliche Wärme ist in unserem Leben ein Gut, welches manchmal zu kurz kommt. Dabei ist es doch so einfach, mit seinem Gegenüber ein paar liebe Worte zu wechseln. Jeden Tag ihm/ihr zu sagen, dass man ihn/sie liebt und sich freut, wenigstens ein paar Stunden des Tages gemeinsam zu verbringen. Ein Gefühl von Zuhause, von Geborgenheit, von Vertrauen und Verständnis. Das ist es, was uns stark macht und uns Flügel verleiht. So können wir, wir selbst sein und unsere Träume verwirklichen.

Sollten wir wirklich einmal zu hoch hinaus wollen und unvorsichtig werden, dann wissen wir, dass da jemand bereits auf uns wartet. Dieser Jemand steht auf der Landebahn des Lebens bereit, um uns unsere Flügel zu reparieren. 

Ich wünsche euch eine wundervolle neue Woche mit ganz viel Liebe und Vertrauen!


Freitag, 12. Februar 2016

Seelennot - Eva Lirot


Wieviel kann ein Mensch ertragen, bevor er "explodiert"? Wieviel kann eine Mutter verkraften, die sich einer Wahrheit gegenüber sieht, die ihr das Herz zu sprengen droht. Wieviel ist ein Leben noch wert, welches Stück für Stück zerstört wird?

Sie ist Mutter zweier toller Kinder und doch ist das Glück getrübt. Von der Familie ihres Mannes, von ihrem durch eine Krankheit schwer gezeichneten Ehemann. Der sich einlullen lässt, von einem guten Freund. Ihm immer wieder trotz Schmerzen auf seinen Baustellen aushilft und nicht sehen will, was sie längst erkannt hat. Ihr Sohn, der sich auf die Seite seines Vaters stellt. Alles versucht sie zu ertragen. Doch dann verschwindet ihre Tochter und das Fass, ihr inneres Fass tropft am Überlauf. 

Jim Devcon ermittelt in zwei brutalen Mordfällen auf einem Straßenstrich-Gelände. Doch gerade, als er mit seinem Team richtig loslegen will, wird er gestoppt. Von oberster Stelle. Der Polizeipräsident lässt die Akte schließen und Jim ist fassungslos...

"Seelennot" ist bereits der vierte Fall für den fiktiven Ermittler Jim Devcon aus der Feder der Autorin Eva Lirot. Wie auch schon bei "Seelenbruch" ist dieser Thriller ganz sicher nichts für zartbesaitete Lesernerven. Spannend erzählt die Autorin die Geschichte einer Frau, die in ihrem Leben eine Menge erdulden musste und sich trotzdem immer wieder stark durch selbiges bewegt. Eva Lirot verzichtet in diesem Roman allerdings auf eine namentliche Benennung und schafft somit etwas noch viel Geheimnisvolleres. Diese Mutterfigur kann so von jedem Leser als das gesehen werden, was sie ist. Eine Frau, die leidet und es dennoch nie direkt nach außen transportiert. 


In diesem Buch schafft es Eva Lirot erneut, uns die menschlichen Abgründe schonungslos vor Augen zu halten. Beinah vollkommen unerbittlich offenbart sie Kapitel für Kapitel die ganze Wahrheit. Der Leser wird in seiner Gefühlswelt genauso hin und her geworfen, wie es den Figuren im Roman widerfährt. Die Kapitel sind längenmäßig sehr gut ausgearbeitet und haben hier und da kleine Ansätze diverser kleiner Cliffhanger, die die Autorin mal direkt, mal erst im übernächsten Kapitel auflöst. Wie bereits in vorangegangenen Fällen des Jim Devcron schafft es Eva Lirot auch hier wieder, mit besonders schlagfertigen Dialogen der Figuren zu überzeugen. Ihrem Schreibstil bleibt sie treu, was ihre Leserschaft freut und auch nach dem vierten Fall nicht als langatmig oder gar langweilig empfunden wird. Die Covergestaltung ist einfach, aber sehr effektiv. Es wurde bereits neu gestaltet und ist leider nicht mehr in der hier zu Grunde liegenden Ausgabe erhältlich.

Als einziger kleiner kritischer Punkt ist das eher unzufriedenstellende Ende anzumerken. Dieser Punkt ist aber eher subjektiv. Denn auch zum Schluss schafft es Eva Lirot trotzdem noch einmal so richtig mit der "Keule" auszuholen und Dinge zu offenbaren, die den Leser auch nach dem Zuklappen des Buches weiter beschäftigen. "Seelennot" ist ein erneuter gut ausgearbeiteter Thriller, der uns vor Augen führt, dass selbst Menschen, die sonst nett und friedlich sind, eine gewisse Schmerzgrenze haben. Sobald diese dann überschritten ist, kann im Prinzip jeder entsetzliche Dinge tun. Diese Buch ist für Leser unter 18 Jahren nicht geeignet!

Eva Lirot wurde in Deutschland geboren, lebte zeitweise in den USA und Kanada und sitzt vorzugsweise stundenlang an ihrem Schreibtisch, um ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen und ihre Gedanken und Geschichten zu notieren. Dass dies gut funktioniert zeigen ihre Veröffentlichungen. Dabei findet der Leser dort zwar jede Menge Buchstaben, aber nichts romantisches. Eva Lirot liegt der Sinn nach Menschen in ihren Geschichten, die für solche Aktionen meist wenig Zeit haben, was wohl daran liegen könnte, dass sie meist nicht all zu lange leben dürfen.

 ❀ ❀ ❀ ❀

Seelennot - Eva Lirot - Thriller
Taschenbuchausgabe - ISBN 978-1-517-42971-3 - Preis: 6,99 €
Nicht für Leser unter 18 Jahren geeignet!

Dieses Buch wurde mir freundlicherweise von der Autorin zur Verfügung gestellt. 
Herzlichen Dank für die Signierung!
 

Mittwoch, 10. Februar 2016

"Irgendwo auf dem Weg nach nirgendwo ging ein Ich verloren."


Motto der Woche


Aphorismus von Helga Schäferling

Vielleicht fragt ihr euch, was das für ein Motto sein soll. Eigentlich sind es eher die Gedanken der letzten Zeit, meine Gedanken und die offensichtlichen Gedanken auch anderer. Vor mehr als drei Jahren fing ich vollkommen unbedarft, aber dafür mit jeder Menge Energie, an zu bloggen. Immer hat es mir Spaß gemacht. Bevor ihr jetzt denkt, dass es mir keinen Spaß mehr macht, so kann ich euch beruhigen, es tut es noch immer. Nur manchmal habe ich das Gefühl, es tut es auf eine vollkommen andere Art und Weise. Sicher, ich bin mit meinem Bloggerdasein gewachsen, habe vielleicht sogar mehr zu mir selbst gefunden, als jemals zuvor. Und dennoch ist dieses Ichsein schwer zu verstehen. 

Letzte Woche gab eine mir liebgewonnene Bloggerin ihren "Blogrücktritt" bekannt. Auch wenn es sich nicht so gefühlvoll anhören mag, aber für mich war das abzusehen. Wahrscheinlich wird es in naher Zukunft sogar noch einige geben, die ebenfalls die Segel streichen oder wenigstens kürzer treten werden. Warum? Weil sie ähnliche Gedanken haben! Weil ich sie so gut verstehen kann. Weil ich manchmal das Gefühl habe, dass ich beim Bloggen in den letzten Monaten einen großen Teil meines Ichs betrogen habe, oder gar etwas davon verloren ging. Wer bin ich? Was will ich? Diese Fragen habe ich mir in den vergangenen Tagen sehr häufig gestellt. Darum dauerte mein Motto so lange. Ein Motto, dass zugleich auch meine Fluggedanken sind. 

Urheber: mab0440 / 123RF Lizenzfreie Bilder
Ich bin nicht nach nirgendwo gereist, jedenfalls nicht absichtlich. Irgendwie hat der Wind mich einwenig in diese Richtung fliegen lassen. Nein, ich will nicht ins Nirgendwo verschwinden. Ich möchte Ich sein dürfen. Leider ist das in der Bloggerszene schwerer als man glaubt. Darum ziehe ich in sofern einen Strich und fange für mich neu an. Die Rezensionsexemplare, die hier noch liegen, werden in den nächsten Wochen "abgearbeitet". Versteht ihr, was ich meine? Ich will nichts abarbeiten, möchte mich wieder von Büchern fesseln lassen, die nicht gerade neu erschienen sind. Diese Bücher und ihre Verlage sind es genauso wert, dass man sie in einem Blog erwähnt. 

Ich will auf der Buchmesse wandeln, als wäre ich ein Lesevögelchen mit kleinen Bekanntschaften zu Verlagen. Will neue Autoren selbst entdecken und das fern von großen Verlagen, die wissen, wie sie "ihre" Blogger bei Laune halten. Lesungen habe ich in letzter Zeit weniger besucht. Nicht weil hier keine waren, nein, ich hatte schlichtweg keine Zeit, denn im Kopf kleben immer wieder dieselben Gedanken. Du muss dieses Buch noch lesen und rezensieren, schließlich hast du es vom Verlag als Rezensionsexemplar bekommen. Aber ich möchte viel lieber Autoren treffen, die ich mag, Lesungen lauschen, die mir interessant erscheinen. Für mich. Nicht weil ich hoffe, dadurch mehr Klicks zu erhalten. 

Ab jetzt werde ich mein Ich aus dem Nirgendwo herausholen. Ich werde mich um mich bemühen. Mit meinem 365+1-Tage-Projekt klappt das bereits sehr gut. Kreativität hat mich in meinem ganzen Leben begleitet und soll es auch weiterhin tun. Bücher ebenfalls, aber anders als in den letzten zwei Jahren. Ich möchte diese Lust und Laune, diese Unbedarftheit mit meiner jetzigen Bloggererfahrung kombinieren und mein Ich für mich mehr in den Vordergrund rücken. Denn das Nestchen ist mein Blog und das soll er nach außen auch transportieren.

Montag, 8. Februar 2016

Olaf beim Umzug...


...hat nichts mit unseren Nestchenmitgliedern zu tun. Von uns zieht niemand um, keine Sorge. 

Vielmehr geht es hier um den Schneemann namens Olaf. Der zieht zwar auch nicht um im eigentlichen Wortsinn, sondern war eher Teil des Umzuges in Radeburg. Mit Fasching oder Karneval habe ich persönlich meist nur auf der arbeitenden Seite zu tun. Um so besser, wenn es dann klappt und man sich einen Karnevalsumzug in der Nähe ansehen kann. Die Rosenmontagszüge in vielen Städten wurde leider für heute abgesagt, wir hatten gestern mit dem Wetter sehr viel mehr Glück.

Viele bunte Wagen fuhren am Sonntag an uns vorbei. Die meisten hatten wirklich tolle Ideen und selbstverständlich auch Kamelle dabei. Trotzdem hatte es uns ein Wagen ganz besonders angetan. Wahrscheinlich nicht nur uns. Sicher vielen Zuschauern gefielen die lebendig gewordenen Figuren aus dem Film Frozen. Das Foto entstand durch das Auge des Teeniegefieders. 


Den Umzug zu besuchen, ist bei uns eine Art Familientradition. Ansonsten haben wir mit Fasching wenig am Hut. Seid ihr Karnevallisten oder ist euch die sprichwörtliche fünfte Jahreszeit eigentlich ziemlich Schnuppe?

Freitag, 5. Februar 2016

Das grüne Rollo - Heinrich Steinfest


Ein Fenster, ohne Vorhänge, ohne Jalousie, einfach zum Hinaussehen oder umgekehrt zum Hineinsehen. Licht aus dem Zimmer leuchtet hinaus in die Nacht. Der Mond leuchtet zurück, direkt durch das Fenster, erhellt des nachts das Zimmer mit seinem Bewohner. Niemand wollte dieses Fenster mit etwas versehen, was dieses Licht ausschließt. Und doch ist da, ganz geheimnisvoll und ohne jede Vorwarnung ein Rollo...ein grünes Rollo!



Theo ist zehn Jahre alt, als ihm an seinem Fenster das erste Mal dieser grüne Stoff auffällt. Ein Rollo, kein Zweifel. Aber wer hat es angebracht? Und warum rollt es sich immer um die gleiche Uhrzeit von allein aus und warum ist es denn gerade grün. Theo merkt, dass von diesem Rollo eine Energie ausgeht, die im zunächst Angst macht, der er sich aber nicht entziehen kann. So beginnt er seine Reise, durch das Rollo hindurch. In eine Welt, die ganz anders und doch parallel zu seiner zu verlaufen scheint. In Nidastat scheinen manche Dinge anders, aber auch unschöner zu laufen. Immer wieder ist von Bestrafungen die Rede. Und dann trifft Theo auf Anna, ein Mädchen, was seine Hilfe braucht...

"Das grüne Rollo" aus der Feder des Autors Heinrich Steinfest ist ein Roman, der anfangs mit viel Hang zum Fantastischen, aber auch zum Nachdenken einher geht. Die beinah drei Teile des Buches unterteilen drei Sichtweisen auf das Leben des Theo. Im ersten Teil ist er 10 Jahre alt und macht zum ersten Mal Bekanntschaft mit besagtem Rollo und der Welt darin. Im zweiten Abschnitt ist er ein gestandener Mann von 50 Jahren, der seinen Geburtstag im Weltall feiert, als Astronaut auf dem Weg zum Mars. Die größte Überraschung erliest sich der Leser dann aber im dritten und letzten Teil. Heinrich Steinfest hat eine sehr bildhafte Sprache, die es leicht macht, sich in die Szenerie hinein zu sehen und auch zu versetzen. Die dabei verwendeten Worte sind leicht lesbar und gut zu verstehen. Die Geschichte des Theo März ist eine sehr berührende, wenn anfangs beinah märchenhafte und abenteuerliche. Im Laufe des Plots befindet sich der Leser immer wieder in Abwägungen, was die Begriffe des Guten oder des Bösen, des Seins oder des Scheins darstellen. Hier werden erste Vermutungen angestellt, wie die Geschichte wohl ihren Lauf nimmt und mit welchem Schluss sie endet. Am Buchende wird man mit etwas sehr Realem konfrontiert. Dies macht Heinrich Steinfest auf eine sehr informative Art und Weise, die sehr ruhig und trotzdem sehr verzaubernd wirkt. Seine Figuren lässt er einerseits sehr authentisch agieren um im nächsten Moment mit eher skurrilen Charakteren und vor allen Szenen aufzubieten. "Das grüne Rollo" ist eine Art Kameraaufnahme in die Seele und die Vorstellungskraft eines Menschen. Wer sich darauf einlässt, wird nicht nur mit einer wirklich hervorragend ausgearbeiteten Geschichte belohnt, sondern auch dazu animiert über die wirklich wichtigen Dinge in seinem eigenen Leben nach zu denken. 


Heinrich Steinfest ist ein österreichischer Schriftsteller und wurde 1961 geboren. Seine ersten eher surrealen literarischen Werke veröffentlichte er bereits Mitte der 1990er Jahre. Auch in seinen aktuellen Geschichten findet sich immer wieder dieser Hang zum Fantastischen, der zumeist mit viel Logik aufgeklärt wird. Mit der Erfindung eines einarmigen Detektives im Genre der Kriminalliteratur waren im auch in diesem Bereich zahlreiche Leser sicher. 2009 erhielt er den Stuttgarter Krimipreis.

 ❀ ❀ ❀ ❀ ❀

Das grüne Rollo - Heinrich Steinfest - Gebundene Ausgabe
Piper Verlag - Belletristik
ISBN 978-3-492-05661-8 - Preis: 19,99 €

Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

 

Montag, 1. Februar 2016

Flugspuren im Januar


Klasse, schon ist der erste Monat im neuen Jahr Geschichte. Wer bitte war das? Habe nur ich das Gefühl oder läuft das Bloggerleben momentan ziemlich zügig dahin...Egal, ein Monat ist vorbei, was wiederum bedeutet, dass ich euch zeige, wo ich gelandet bin. Vielleicht entdeckt ihr etwas vollkommen Neues für euch oder seit sogar diejenigen, die sich in nachfolgender Auflistung wiederfinden. Sieben Empfehlungen habe ich gesammelt, nicht viel, aber dafür wirkliche Herzstücke...