Dienstag, 23. Juni 2015

Das Raunen der Toten - Oliver Becker


Im Wald knackt es. Du wirst verfolgt. Wohin sollst du rennen? Wird dein Rufen jemand hören? Es ist dunkel und der Wald scheint dich und das was dir passieren wird, zu verschlucken. Noch immer läufst du. Dann bleibst du stehen, drehst dich um. Doch mit der Person, die vor dir steht, hast du nicht gerechnet. Was will diese Person? Du siehst in die funkelnden und wütenden Augen des Menschen, der dir den Atem nimmt...

Choya, indianischer Abstimmung folgt Christian aus Kanada in das Dorf seiner Kindheit nach Deutschland in den Dreißigerjahren. Sie wird Opfer eines Verbrechens und Christian, der nicht an die Arbeit der Polizei glaubt, beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Er merkt jedoch schnell, dass er mit seinen Fragen und Verdächtigungen keinen Schritt vorwärts kommt. Im Gegenteil, er zieht damit sogar den Argwohn der Menschen im Dorf auf sich und begibt sich selbst in höchste Gefahr. Außer Vera, die Tochter eines Großbauern scheint ihn in seinen Bemühungen niemand zu unterstützen. Nichts ist so, wie es scheint, der Mörder scheint unbehelligt davon zu kommen, doch dann kommt Bewegung in den Fall und etwas schreckliches passiert...

"Das Raunen der Toten" kommt mit einem düsteren Cover daher, hat tolle Handlungsstränge, spannt wunderbare Bögen der Spannung und lässt den Leser lange im Ungewissen, wer der eigentliche Mörder ist. Also im Grunde alles, was ein ordentlicher Kriminalroman so braucht. Oliver Becker versteht sich auf das abwechslungsreiche Schreiben. Die Dialoge bringen die Handlung genauso voran, wie es der Plot an sich auch tut. Wechselnde Perspektiven und zuweilen kurze Kapitel heizen die Spannung an. Der Leser bekommt einen Einblick in die Gemeinschaft eines Dorfes in den Dreißigerjahren. Themen wie die Weltwirtschaftskrise, der Umbruch Deutschlands und der bevorstehende Krieg sind genauso kurz angerissene Teile in diesen Roman, wie das Finden des Mörders einer Hure mit indianischer Abstimmung. Oliver Becker erzählt die Geschichte eines Mannes und arbeitet dabei verschiedene Etappen in seinem Leben so ein, dass nach und nach ein Bild von seinem Protagonisten Christian entsteht. Werden einige Personen weniger beschrieben, so ergeben sie vor allem durch ihr Interagieren Sinn und machen den Roman sehr lebendig und authentisch. Besonders hervorheben kann man allerdings das sehr gut gestaltete Handlungsgerüst des Romanes. So bleibt dem Leser lange verborgen, wer hier ein falsches Spiel spielt. Einziger kleiner Kritikpunkt sind die "Protokolle" der Polizei, die wenig authentisch wirkten, warum kann ich nicht direkt benennen, aber es wurde nicht sichtbar, für was sie letztendlich gut sein sollten. Durch sie wurde weder die Handlung vorangetrieben, noch wurden neue Erkenntnisse ersichtlich. Was wiederum gut erkennen lässt, warum die Polizei wenig vorwärts schreitet in ihren Ermittlungen. Trotzdem ist dieser Krimi aus der Feder des Autors Oliver Becker lesenswert und bekommt eine Leseempfehlung.

Oliver Becker wurde in Deutschland geboren. Er ist in vielen Genren zu hause. So hat er bereits Bücher in den Sparten sozialkritische Tragödie, Historischer Roman und Kriminalroman veröffentlicht. Oliver Becker möchte sich nicht festlegen und wandelt gern auf neuen Wegen.

Du bist neugierig auf das Buch? Dann findest du hier eine Leseprobe.

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Das Raunen der Toten - Oliver Becker - Kriminalroman
ars vivendi - Taschenbuch
ISBN 978-3-869-13502-1 - Preis 10,90 €

Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.