Samstag, 28. Februar 2015

Die vergessenen Träume - Ellen Sussman ❀ ❀ ❀ ❀ ❀


Weiße Sandstrände, tropische Blütenbäume, terrassenartige Reisfelder und  bis zu sechs Vegetationszonen, all das ist Bali.

Am 12. Oktober 2002 detonierten zwei Bomben in zwei Clubs in Kuta. Über 200 Menschen verloren ihr Leben und noch einmal so viele wurden schwer verletzt, für immer gezeichnet. Auch das ist Bali.

(c) Limes Verlag
Jamie Hyde, Adventure-Reiseleiterin, kehrt ein Jahr nach diesem Anschlag an den Ort zurück, der ihr nie aus dem Gedächtnis schwinden wird. Sie wurde eingeladen, als Überlebende an der Gedenkfeier teilzunehmen. Lange hat sie gehadert und sich nun entschlossen, daran teilzunehmen. Doch kaum auf Bali angekommen, kämpft sie mit den Bildern des letzten Jahres. Immer wieder sieht sie die Grausamkeiten dieses Anschlages vor sich und ist sich nicht sicher, ob sie diese Ängste, diese Gefühle aushalten kann und will. Aber sie ist nicht nur nach Bali zurückgekehrt, um sich ihren Eindrücken zu stellen und diese zu verarbeiten. Sie will jemanden finden. Einen Mann, der ihr geholfen hat. Einem damals fremden Mann, der ihr in ihren schweren Stunden beigestanden hat, der nicht von ihrer Seite gewichen ist...

Ellen Sussman versucht in ihrem neuen Roman "Die vergessenen Träume", die schrecklichen Bilder von damals in Worte zu fassen und gibt so all den Opfern, all den Verletzten, ihren Familien und den freiwilligen Helfern ein Gesicht. Ihr Roman ist mehr als nur eine Geschichte, es ist ein kleines Zeitzeugnis. Die Autorin hat in ihrer Recherchearbeit auf Bali mit betroffenen Familien gesprochen und fand dort meist offene Herzen. Die Berührung, die sie dort erfahren hat, transportiert sie ohne Verlust an die Leser ihres Romanes. Die Worte die sie dabei findet, klingen bewegend, liebevoll, aber auch angsterfüllt und vollkommen hilflos. Der Leser wird zu Beginn in die Geschichte gezogen, um dann mit voller Wucht, aktiv an der Szenerie teilzunehmen. Ellen Sussman zaubert Emotionen hervor, auch wenn man diese zu unterdrücken versucht. "Die vergessenen Träume" ist vom Thema ein Roman mit gewisser Schwere und kommt genau genommen mit einer Art Leichtigkeit daher, die den Plot beinahe phantasievoll und zauberhaft machen. Mit ganz viel Herz zeigt die Autorin, wie sich die Balinesen mit ihrem Schicksal arrangieren, wie sie bereits nach dem Anschlag voller Hoffnung, voller Liebe miteinander umgehen. Sie bilden eine Gemeinschaft und diese gab und gibt ihnen den nötigen Halt, mit solch einer Katastrophe umzugehen. Dieses Herz kann die Autorin mit den liebevoll gezeichneten Figuren, mit der manchmal herrlich unlogischen, zuweilen verwirrten Protagonistin  wiedergeben, so das es ein Leichtes für den Leser ist, Gefühle und Tun der Personen zu verstehen. Der Roman ist dabei in drei größere Teile geteilt, die sich mit den Jahren 2003 und 2002 befassen. Im Kern befasst sich die Autorin mit der Frage, ob es möglich ist, dass man nach solch einem Erlebnis noch glücklich sein kann und darf, dass man noch träumen will. Sie wirft dabei nicht nur den Verlust einzelner lieber Menschen in den Vordergrund, sondern auch das Finden des Eigenen Selbst. In erster Linie lernen ihre Figuren, dass es sich lohnt zu leben, auch wenn es im erstem Moment schwer erscheint. "Die vergessenen Träume" ist ein Roman voller Liebe und zeigt, dass es auf der Welt, so böse sie uns auch in einigen Momenten erscheinen mag, immer einen Lichtblick gibt.

Ellen Sussman wurde in Trenton, USA, geboren. Sie hat in ihrem Leben einige Jobs als Tennislehrerin, Restaurantmanager oder Lehrerin durchlaufen und ist doch immer wieder mit dem Schreiben beschäftigt. Ihre ersten Schreibversuche startete sie mit sechs Jahren, seit dem ist sie hartnäckig und voller Hoffnung dabei geblieben, auch wenn sie oft, sagte, das Schreiben aufzugeben. Diese Einstellung hielt meist nur wenige Tage. Nun ist sie die Schriftstellerin, die sie sein wollte, voller Tatendrang, eifrig und voller Liebe zum geschrieben Wort. Die Autorin lebt mit ihrer verständnisvollen Familie heute in Kalifornien.

Die vergessenen Träume - Ellen Sussman - Belletristik
Limes Verlag - Gebundene Ausgabe
ISBN 9783809026327 - Preis 16,99 €

Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Donnerstag, 26. Februar 2015

"Die Sonne erklärt neugierigen Schneeglöckchen das Wunder des Lichts."

(c) Lena Hillig



Aphorismus von Ernst Ferstl

Man sieht die kleinen weißen Lämpchen nun zu Hunderten oder gar zu Tausenden. Fröhlich strecken sie ihre Stängelchen in die Höhe und lassen ihre weißen Blüten im Sonnenschein klingen. Hübsch sehen sie aus, wenn sie sich im Februar durch die noch kalte Erde ihren Weg gen Himmel bahnen. Die Sonne lockt sie und erwartet die neugierigen kleinen Milchblumen, um ihnen das Licht zu zeigen, welches im Winter merklich weniger war. Die kleinen Februar-Mädchen erfreuen sich der leuchtenden Lehrerin. Still senken sie ihre Blüten und nicken der leuchtenden Kraft zu. Leise klingeln sie das Ende des Winters herbei, wohl wissend, dass er sie noch hören kann. Sollte er verärgert sein, dann schickt er noch einmal Schneekristalle zu Boden, doch die neugierigen kleinen Frühlingsglöckchen verstehen sich auch als Schnee-Durchstecher und haben keine Angst. Denn auch wenn der kalte Herr erneut die Landschaft mit Schnee bedeckt, so haben die zarten Geschöpfe vorgesorgt, um auch für erneute Tiefsttemperaturen gewappnet zu sein. So zieht der Winter langsam von dannen und die Sonne gewinnt mehr und mehr die Oberhand. Das Wunder ihres Lichtes bringt in den nächsten Tagen und Wochen nicht nur diese kleinen hübschen Vorboten des Frühlings aus dem Erdenreich zu Tage. Den neugierigen Schneeglöckchen werden Krokusse, Winterling und Blaustern folgen. Die Wärme des Lichtes wird zunehmen und Frühlingsgefühle finden den Weg in die bunten Gärten der Lesewürmer. Genau wie die Schneeglöckchen jedes Jahr im Februar der Sonne zunicken, sollten auch wir jeden Frühling oder gar jeden Tag als Neubeginn sehen und der Sonne fröhlich winken, denn das Wunder des Lichts wird auch uns zu teil.

Ich wünsche euch einen baldigen Frühlingsanfang und ganz viel Sonne am Wochenende!!!

Mittwoch, 25. Februar 2015

Darkmouth - Der Legendenjäger - Shane Hegarty ❀ ❀ ❀ ❀

Stell dir vor, du bist 12 Jahren alt, ein Junge und der Außenseiter in deinem Wohnort, in deiner Nachbarschaft und in deiner Schulklasse. Du bist ein Tollpatsch, obwohl du alles daran setzt, ernst genommen zu werden. Du hast eine Mutter, die Zahnärztin ist und einen Vater...tja....einen Vater der Legenden jagt. 

Legenden? Was soll das denn sein und warum sollten die gejagt werden müssen? Bei diesen Legenden handelt es sich beispielsweise um einen Mantikor, einen Zerberus, einen Minotauros oder um einen Hogboon. Alle diese Legenden erscheinen im kleinen beschaulichen Städtchen Darkmouth. Gut, beschaulich ist das falsche Wort, wohl eher schauerlich. Darkmouth ist verwinkelt mit seinen vielen Gassen und Seitenstraßen, ein Ort an dem man nicht freiwillig sein möchte und wenn doch, dann möchte man ganz schnell freiwillig wo anders sein. 

Trotzdem leben hier Menschen und mitten unter ihnen leben eine Legendenjägerfamilie und ein Beschaffer. Finn ist ein ganz normaler Junge, wenn man von dem täglichen Training, welches er mit seinem Vater absolvieren muss, mal absieht. Doch Finn möchte weder trainieren, noch möchte er Legendenjäger werden. Er hat es satt, ständig blöd von der Seite angemacht zu werden, nur weil bei seinen Jagden mit seinem Vater so allerhand schief läuft. Bei Finn läuft alles schief, sein Vater ist ein angesehener Legendenjäger. Darkmouth ist im Übrigen der einzige noch verbliebene Ort, an dem die Legenden in Erscheinung treten. Die Einwohner von Darkmouth finden es sehr merkwürdig und werden immer skeptischer, was die Legendenjagd anbelangt. Als ob Finn damit nicht schon genug zu tun hat, taucht plötzlich auch noch ein neues Mädchen in seiner Klasse auf...

"Darkmouth - Der Legendenjäger" ist der erste Band einer Reihe, geschrieben von Shane Hegarty und erschienen im Oetinger Verlag. Das Buch für sich betrachtet ist bereits ein wahrer Eyecatcher. Sowohl Cover als auch Schutzumschlag arbeiten vordergründig mit den Farben Schwarz und Neongrün. Der Buchschnitt ist ebenfalls schwarz, was dem gesamten Buch, passend zum Thema, einen eher gruseligen Eindruck verschafft. Inhaltlich kann der Plot vor allem von der Phantasie des Autors und der leicht lesbaren Schreibweise profitieren. Die Kapitel sind relativ kurz gehalten, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen. Die Geschichte um den Protagonisten ist durch und durch schlüssig und wartet an der ein oder anderen Stelle mit einer überraschenden Wendung auf. 

Besonders Jugendliche im Alter ab 12 Jahren dürften ihre Freude an dem Werk haben. Die Altersempfehlung ab 10 Jahren kann ich persönlich leider nicht unterstützen, habe ich doch einen Nestling, dessen Meinung mit in diese Rezension einfließen sollte. Meine fast 10jährige Tochter war anfangs sehr begeistert am Lesen, bis es zu diversen Textstellen kam, die ihr so gar nicht gefielen. Gemeint sind hier einige unschöne Szenen, die für mich ebenfalls frühestens für Jugendliche ab 12 zu lesen sein sollten. Der Nestling hat das Buch dann leider auch relativ zeitnah zur Seite gelegt und wollte auch nicht mehr daraus vorgelesen bekommen. Deshalb bezieht sich diese Rezension zum größten Teil auf eine Erwachsenenmeinung. 

Die Figuren, die Shane Hegarty zeichnet, sind wunderbar menschlich, wenn es um Menschen geht und legendär, wenn es um die Legenden geht. Einzelne Jagdszenen kann sich der Leser sehr gut vorstellen und dabei vielleicht auch die eine oder andere Angstschweißperle von der Stirn wischen.  Die Probleme, mit denen sich der Protagonist herumschlägt, dürften abgesehen von der Legendenjägerei, wohl jedem Jugendlichen bekannt vorkommen. Da geht es um Mut, um Vertrauen und um den familiären Zusammenhalt. Doch der 1. Band kann noch mehr und wirft auch Dinge wie Hänseleien und Verrat auf. All diese Dinge animieren den jugendlichen Leser zum Nachdenken während des rasanten Abenteuers. "Darkmouth" wird als Reihe vor allem für Jungen und Mädchen interessant sein, die gern phantastische Abenteuer in dunklen Welten erleben wollen, dabei aber auf Zauberei und liebevolle Fabelwesen verzichten können. Man darf sicher auch auf eine sehr rasante und abwechslungsreiche Fortsetzung gespannt sein...

Shane Hegarty wurde 1974 in Irland geboren. Bevor er sich ganz des Schreibens von Darkmouth widmete, war er nach eigenen Aussagen der "schlechteste Stand-Up-Comedian" ganz Irlands, arbeitete bei Radio und Fernsehen und war Journalist bei der Irish Times. Wenn er nicht gerade mit seiner Familie Zeit verbringt, widmet er sich wahrscheinlich dem nächsten der angesetzten sechs Teile von Darkmouth.

Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Darkmouth - Der Legendenjäger - Band 1 - Shane Hegarty
Oetinger Verlag - Gebundene Ausgabe - ISBN 978-3-789-13725-9
Altersempfehlung ab 12 Jahren - Preis 16,99 €

Dienstag, 24. Februar 2015

Was machst du denn vier Tage auf der Leipziger Buchmesse?


Diese Frage wurde mir nicht nur einmal gestellt. Bereits im letzten Jahr rollten einige Menschen in meinem Umfeld mit den Augen und meinten, was kann man denn an vier Tagen Buchmesse machen, was man nicht schon an einem Tag erledigen kann. Ha, ihr hab ja gar keine Ahnung!

Vier Tage Buchmesse. Vier Tage neue Bücher schnuppern, Autoren treffen, Verlagsstände besuchen, Lesungen lauschen, vielleicht sogar ein oder zwei Interviews führen, Bloggertreffen besuchen, oder gar selbst organisieren und vor allem Bloggerfreunde und ganz viele Lesebegeisterte treffen. Das alles in vier Tagen. Waasss? Nur vier Tage?

Ich weiß, einige Gleichgesinnte schmunzeln jetzt. Schließlich gibt es 5 Hallen zu erkunden. Neue Bücher wollen entdeckt werden. Gefühlte tausende von Fotos müssen geschossen werden. Mindestens 20 liebgewonnene Menschen, die sonst in ganz Deutschland verteilt leben, müssen umarmt und richtig geknuddelt werden. Diese ganzen Eindrücke müssen dann reichen, eine Weile lang, bis zur Frankfurter Buchmesse. Erneutes Augenrollen. Ach nach Frankfurt fährst du auch noch? Sag mal wird das nicht langweilig?

Was? Buchmesse? Bücher? Lesen? Bloggen? Diese Worte sind ganz sicher nicht mit Langeweile in Verbindung zu bringen. Im Gegenteil, die Flut an Eindrücken wird schon am ersten Abend als erschlagend, aber doch sehr beflügelnd wahrgenommen. Euphorie stellt sich bereits am Tag vor Antritt der Reise ein, eigentlich sogar schon jetzt, während des Schreibens und bei euch sicher schon während des Lesens. 


Außerdem müssen hier und da diese Eindrücke via Social Media geteilt werden. Nix mit nur durch die Hallen wandeln und dann abends wieder nach Hause flattern. Hier ist der Blogger gefragt, die Daheimgebliebenen auf dem Laufenden zu halten. Damit diese wenigstens das Gefühl haben, etwas Messeluft zu schnuppern. Das Nestchen wird dies selbstverständlich auch wieder tun.

Um gleich etwas konkreter zu werden. In diesem Jahr wird das Buchgefieder auf jeden Fall bei dem Bloggertreffen von Papiergeflüster und bei dem Lovelybooks-Treffen dabei sein. Selbst organisiert wird das Eiserne Buchblogger Treffen. Diverse Anfragen zu Bloggerfrühstück, Autoreninterviews und Lesungsbesuchen sind noch offen und müssen noch genau koordiniert werden. Am Ende wird wohl wieder der ein oder andere Termin nicht funktionieren und man feststellen müssen: Vier Tage Buchmesse sind irgendwie immer noch zu wenig!

Montag, 23. Februar 2015

Flieg Gedanke, flieg!

Urheberrecht: / 123RF Stockfoto
Unter oben genanntem Titel werdet ihr in Zukunft einige Posts finden, die mich bei meiner Blogarbeit bewegen. Gedanken, die mich beschäftigen und die ich gern mit euch teilen möchte. Beginnen möchte ich mit einem Thema, zu dem jeder etwas zu sagen hat.

Wie ist das mit Neid unter den Bloggern? Folgst du mir, so folge ich dir?

Gibt es eine geheime Regel, die besagt, dass ich jedem folgen sollte, der meinem Blog folgt? Anderenfalls steigen meine Followerzahlen, um dann gleich wieder zu fallen? 

Interessantes Spiel, welches mir persönlich viel zu anstrengend ist. Ich folge einem Blog, weil ich ihn lesenswert finde, weil ich vielleicht sogar den Betreiber persönlich kenne und schätze. Ich folge ganz sicher nicht, weil es gerade Mode ist Follower zu sammeln und selbst "verfolgt" zu werden. Sicher freue auch ich mich über neue Gesichter auf meinem Blog. Wer tut das nicht. Aber am meisten freue ich mich über die gefiederten Freunde, die schon lange dabei und es auch geblieben sind. Stellt sich die Frage, warum diese bleiben und andere kommen und gehen. Es ist vermutlich ähnlich wie im "wahren" Leben. Freunde, die einen schätzen und die auch einmal über kleine Macken und Fehltritte hinwegsehen sind länger an unserer Seite. Andere werden aus unserem Leben verschwinden, weil wir nicht mehr genug Gemeinsamkeiten aufweisen. Das Leben ist Veränderung, auch das Bloggerleben. Ich habe in den zwei Jahren meines Bloggerdaseins nicht nur viele neue Blogs kennen gelernt, sondern sehr häufig auch die Blogger, die dahinter stehen. Sicher sind da Blogs dabei, die dem ersten Anschein nach mehr Follower bzw. mehr Leser haben. Aber ist dem wirklich so? Und wenn dem so ist, sollte mich das vor Neid zerfressen? In letzter Zeit haben bei einigen Bloggern diverse Mails Einzug gehalten, die genau das unter Beweis stellen. Neid und Missgunst. Da fallen sogar Beleidigungen. Eine liebe Bloggerin wurde regelrecht "gestalkt". Ist das notwendig? Macht mich das zu einem besseren Blogger, wenn ich anderen versuche zu schaden? Ganz sicher nicht. Unverständnis macht sich da im Nestchen breit. Sicher muss mir nicht alles gefallen, was andere auf ihren Blogs machen. Warum auch? Bloggen ist Abwechslung und bei den Blogs, denen ich folge, ist es vor allem Herzblut und ganz viel Gedankengut des Bloggers selbst. Genau das macht für mich einen Blog authentisch. 

Wobei wir bei nächstem Gedankenanstoß wären. Warum ist ein Blog nicht mehr authentisch, sobald er Rezensionsexemplare erhält und rezensiert? Einige Leser scheinen dieser Meinung zu sein und werden ungehalten, wenn man ganz offen schreibt, dass man dieses oder jene Buch vom Verlag zur Verfügung gestellt bekommen hat. Da wäre er wieder der Neid. Ist eine Rezension denn nur aussagekräftig, wenn ich das Buch gekauft habe? Hat sich am Inhalt des Buches etwas geändert, wenn mir der Verlag es als Rezensionsexemplar anbietet? Ganz sicher nicht. An meiner Meinung zum Buch übrigens auch nicht. Sicher werdet ihr festgestellt haben, dass es bei mir sehr, sehr wenige wirklich schlechte Rezensionen zu Büchern gibt. Das hat den einfachen Grund, dass ich wahrscheinlich ein gutes Bücherschnäbelchen habe, was meinen Lesegeschmack angeht. Ich habe in meiner Bibliothek nur wenige Bücher stehen, die ich nicht weiterempfehlen würde und diese "Nichtempfehlungen" richtigen sich dann meist auch nur an bestimmte Menschen. Jeder hat einen anderen Lesegeschmack. Ich möchte mir da nicht anmaßen und schreiben, dass dieses oder jenes Buch bitte bloß nicht gelesen werden sollte.

Was sagt es nun aus, dass andere mehr Follower haben, mehr Rezensionsexemplare erhalten, höhere Seitenaufrufe vorweisen? Gar nichts und das meine ich so. Erst recht, wenn das Hobby Bloggen Spaß machen soll. Es liegt doch an jedem selbst, wie zufrieden er mit sich und seiner Arbeit ist. Folgt eurem Weg und lasst euch nicht beirren, wenn andere erfolgreicher scheinen, denn das wird es immer geben. Wichtig ist, dass ihr euch treu bleibt und nicht bei anderen die Fehler sucht. Bei der Vielzahl an Blogs in der Welt des Internets ist es nicht einfach sich zu behaupten. Darum sollte jedem klar sein, dass niemand auf den eigenen Blog gewartet hat. Es sollte auch jedem klar sein, dass Bloggen auch Ehrlichkeit bedeutet. Sich selbst verändern müssen und anderen gefallen, bringt uns nicht weiter.

Freitag, 20. Februar 2015

H2O - Das Sterben beginnt - Ivo Pala ❀ ❀ ❀ ❀ ❀

Was wäre wenn uns ein lebensnotwendiges Gut nicht mehr uneingeschränkt zur Verfügung stünde?

(c) blanvalet
Stell dir vor, du wäschst unbekümmert dein Auto mit dem Gartenschlauch. Oder steigst vollkommen ahnungslos nach dem Sport unter die Dusche. Vielleicht genehmigst du dir auch einen kleinen Schluck aus der Wasserleitung, denn schließlich hat dies in Deutschland Trinkwasserqualität. All diese ganz normalen alltäglichen Handgriffe würden aber plötzlich zur Bedrohung werden, wenn Terroristen radioaktiven Müll über eine Talsperre verteilen würden. Plötzlich wird das lebenswichtige einfache Nass zur furchteinflößenden Waffe. Vor allem dann, wenn niemand weiß, wieviel radioaktiven Müll die Terroristen in ihren Händen haben. 

Julian Berg, tätig bei der Terrorabwehr und eng mit dem Bundesamt für Strahlenschutz zusammen arbeitend, sieht sich genau dieser Situation gegenüber. Gerade von Frau und Kindern verlassen, wird er angehalten, Deutschland vor einer terroristischen Bedrohung zu retten. Dabei ist er es leid zu kämpfen. Sein letzter Einsatz in Afghanistan war Trauma genug und hat ihn seine Familie gekostet. Trotzdem zwingt ihn sein Pflichtbewußtsein dazu, sich mit all seiner Kraft diesem erneuten Kampf zu stellen. Julia ahnt nicht, wie lang und schwer dieser Kampf werden wird...

Ivo Pala hat mit seinem Thriller "H2O - Das Sterben beginnt" einen wahrlich spannenden, zuweilen informativen und wunderbar durchdachten Roman geschrieben, den der Leser nicht wagt zur Seite zu legen, so lange er nicht zu Ende gelesen ist. Ein wahrer Pageturner! In seinem Plot gibt es nicht nur ausreichend über die Abgründe im menschlichen Denken und Handeln zu erfahren, er lässt den Leser auch an politischen Intrigen innerhalb der Staatsmacht teilhaben. Auch wenn die Gespräche einzelner relevanter politischer Führungspersonen sehr ausführlich erscheinen, so sind sie nie langweilig sondern im Gegenteil, die Szenen heizen die Story mehr und mehr an und geben dem kompletten Plot ein durchaus spannungsgeladenes Ambiente. Dass Ivo Pala ein Meister ist, wenn es um Sprache und sprachliche Finesse geht, dürfte besonders Lesern bekannt sein, die sowohl seine Fantasyromane als auch die Romane im Thrillerbereich gelesen haben. Kein Wunder, ist er nicht nur als Schriftsteller sondern auch als Drehbuchautor sehr engagiert. Seine Figuren sind herrlich menschlich, sofern man von den finsteren Tiefen des Antagonisten absieht. Trotzdem gibt es auch hier im Handeln einzelner Personen immer wieder Denkanstöße, ob diese Taten genauso geschehen sollten oder ob es nicht auch andere Möglichkeiten geben würde. Diese kritischen Anmerkungen, sind sie auch in wunderbaren Dialogen versteckt, kommen beim Leser direkt an. Dieser Roman zeigt, wie schnell man sich in unserem Leben nicht mehr sicher fühlen kann. Was Angst und Wut in einem auszulösen vermag. "H2O - Das Sterben beginnt" ist ein nachhallender Roman, der einem spannenden Thriller mehr als gerecht wird und doch gleichzeitig den Leser zum Nachdenken anregt.

(c) Maiko Kerner
Ivo Pala wurde 1966 in Deutschland geboren, lebt heute in Berlin. Seit circa 20 Jahren schreibt er Drehbücher zu Filmen und TV-Serien. Seine schriftstellerische Tätigkeit beschränkt sich dabei nicht nur auf ein Genre. Seine Romane findet man in den Bereichen Fantasy, Thriller, Kriminalroman und nun auch im Bereich Kinderliteratur. So vielschichtig seine Romane, so vielschichtig ist auch seine eigene Leselust. Bereits als Kind hat er Geschichten zu Sherlock Holmes gelesen, aber auch in die Welten von Karl May und Jule Verne.


H2O - Das Sterben beginnt - Ivo Pala
blanvalet - 978-3-442-38293-4 - Thriller 
Taschenbuch - Preis 9,99 €

Donnerstag, 19. Februar 2015

"Freundschaft ist kostbarer als Gold, reißfester als Garn, spannender als ein Film, verläßlicher als das Wetter. Doch tief innen verletzlich wie eine Kinderseele."

Urheberrecht: / 123RF Stockfoto



Aphorismus von Gudrun Kropp

Freunde sind die wichtigste Familie, die ich habe. Manchmal ist dieses Denken in Bezug auf die wirkliche Familie vielleicht schade, aber meine Verwandten kann ich mir leider nicht aussuchen und dort gibt es sehr viel Missgunst. Bei Freunden ist das anders. Hier suche ich mir Menschen, die mir ähnlich sind, deren Einstellung ich mittragen kann und das ganz ohne gleiche Gene. Hier fühle ich mich verstanden ohne dass gleich der moralische Zeigefinger erhoben wird. Freundschaft ist ein so starkes Gut, ein kostbares und spannendes. Auf gute Freunde kann man sich verlassen, auch wenn man mal etwas tut, was sie nicht gut heißen. Darin besteht eine Freundschaft, dass man auch einmal akzeptieren kann, dass jemand um Rat fragt und dann doch einen anderen Weg einschlägt. Deshalb verändert sich die Freundschaft nicht zwangläufig. Aber Freundschaft ist auch zart und verletzlich. Sie sollte gepflegt werden, ernst genommen werden. Es sollte sich dabei um ein Geben und ein Nehmen handeln und nicht einseitig sein, denn das nennt man nicht Freundschaft. Freundschaft ist, wenn man aufeinander zugeht, auch wenn man sich gerade gestritten hat. Freundschaft ist, wenn man der Freundin ein Buch kauft, obwohl man weiß, wie groß ihr SUB ist und man aber auch weiß, dass sie vor Freude ausflippt. Freundschaft ist einfach ein sehr hohes Gut und es sollte vor allem mit einem einhergehen, mit der Liebe! Liebe zur Gleichheit, Liebe zur Andersartigkeit und mit der Liebe zum Verständnis! Außerdem sollte die Freundschaft Händchen haltend mit der Toleranz spazieren gehen. Nichts ist schlimmer, als eine Freundin die einem gleicht, die einen kopiert. Freundschaft lebt doch gerade auch davon, dass man sich verschiedene Meinungen um die Ohren haut. Dies erweitert unseren Horizont, lässt uns auch über den eigenen Tellerrand sehen. Freundschaft ist ein Gut, welches keiner Seele vorenthalten werden sollte.

Ich wünsche euch schon mal ein wundervolles Wochenende mit vielen tollen Begegnungen mit alten und neuen Freunden!

Montag, 16. Februar 2015

Kreischalarm im Café Novelle oder "Das Slimaniprinzip"


Valentinstag 2015 in Dresden, der Tag für Verliebte, Sonnenschein, fröhliche Menschen. Im ruhigen gemütlichen Café Novelle im Thalia Haus des Buches eine stetig wachsende, menschliche, vorwiegend weibliche, junge Schlange kurz nach Mittagszeit und das Teeniegefieder mittendrin. Bei einer schönen Tasse heißer Schokolade und einem Buch für den Nestling lässt es sich hier ein paar Stunden aushalten. Aber wir sind auch nicht aufgeregt, wir sind ganz entspannt. Das Teeniegefieder eher weniger. Leicht nervös von einem Fuß auf den anderen tretend, im SMS- und Sichtkontakt mit uns im Café. 


Wieso vergeht die Zeit so langsam? Noch 50 Minuten! Wie soll ich das aushalten? Hast du mal hinter dich geschaut? Du stehst unter den ersten 20. Da kann nichts mehr schief gehen. Die Schlange wird immer länger. Du schaffst das. Oh das Fernsehen ist hier. Wo? Weiter hinten. Die Mädels und einige wenige Jungs in der Alterklasse 12 bis 16 blockieren bereits die Rolltreppe. Wann kommen sie denn nun? Noch 30 Minuten! Vielleicht kommen sie ja auch eher? Könnte doch sein, oder? Glaube ich eher nicht! Wieder fünf Minuten weniger. Die Security wird aktiver. Fotografen, Fernsehteam und die Teenieschlange stehen bereit. Das Café ziemlich gut gefüllt, auch mit Familienangehörigen der Mädels, wie ich warten hier noch andere Mütter, Väter, Omas und Geschwister ganz gespannt. Noch fünf Minuten! Die Aufregung steigt. Besonders die Mädels in der Schlange werden unruhig. Punkt 14:00 Uhr! Wo sind sie? Siehst du schon was? Kamerateam steht am Aufzug. Aufzug kommt....nein, falscher Alarm. Neuer Versuch, Aufzug hält erneut und dann..........steckt sich der Nestling die Finger in die Ohren. Ich übrigens auch und die Mutter neben mir. Wir sitzen ca. 2 m vom Signiertisch weg und hören, wie mit jedem Schritt den die Youtube-Stars näher kommen, die ohrenbetäubenden Schreie lauter werden. 


Dounia, Lamiya und Sami Slimani geben sich in Dresden die Ehre. Wer ist denn das, werden einige denken und wieder andere werden sofort wissen, wer hier signiert. Erklären können diesen Hype wohl nur die, die ihn verfolgen, ihn leben und ihn genießen. Ich bin da eher außen vor, aber ich möchte meinem Teeniegefieder gern eine Freude machen. Es ist Valentinstag! Also steht sie nun da, mit großen Augen, mit ihrem Buchexemplar von "Das Slimaniprinzip" von Eden Books und ist nun so hibbelig, wie ich, wenn ich zur Buchmesse fahre. Oder gar noch schlimmer. Sehr wahrscheinlich schlimmer!!! Endlich sieht sie die drei und kann es gar nicht glauben. Die Schlange vor ihr wird kürzer und kürzer. Oh man, ein Selfie bekomme ich nicht hin, viel zu aufgeregt, denkt sie. Also muss ich ran. Schon während mein Teeniegefieder am Tisch steht, schieße ich ein Bild nach dem anderen. Sie freut sich über die Signierung in ihrem Buch und fragt, ob die drei nicht auch auf der Handyhülle unterschreiben würden. Sicher, kein Problem. Schwupps ist auch das erledigt. Dann noch schnell zwei Fotos mit den drei und das Teeniegefieder schwebt hinter die Absperrung, direkt ins Café Novelle zu uns an den Tisch. 


Sitzen. Beruhigen. Atmen nicht vergessen. Mama, da vorn sitzt Sami Slimani und Dounia und Lamiya sind auch dabei. ...Ich weiß... Sie kann es immer noch nicht so recht glauben. Wird dann sogar kurz vom MDR interviewt. Sie befindet sich in einem Traum, ihrem Traum und strahlt. Wir sitzen noch eine kleine Weile und beobachten das Geschehen. Es wird noch das ein oder andere Bild gemacht. Dann gehen wir. Das breitgrinsende Teeniegefieder, der Nestling und ich. 

"Eines versteh ich aber nicht, Mama.", sagt das Teeniegefieder. "Warum mussten denn die Mädels alle so laut schreien, quietschen und kreischen?" Achselzucken meinerseits. "Das sind doch auch nur Menschen, wie du und ich.", sagt sie schließlich. Recht hat sie und deshalb werde auch ich diese Teeniesignierstunde in froher Erinnerung behalten. Denn neben wahnsinnig guter Organisation und Koordination des Thaliateams im Dresdner Haus des Buches, kann man nur anmerken, dass sowohl die Fans der Slimanis als auch die Slimanis selbst, das Netteste sind, was ich auf solch einer Signierstunde gesehen habe. Respekt auf beiden Seiten. Freundliche und strahlende Gesichter und Gesten auf beiden Seiten. Alle erhielten ihre Signierungen, Selfies oder gar Umarmungen. Ein Valentinstag, wie er hätte nicht besser sein können und das nicht nur für mein Teeniegefieder.

In ihrem Buch erzählen die drei Slimani-Geschwister aus ihrem Leben, geben Tipps zu unterschiedlichen Bereichen des Alltags. Hier finden sich neben Styling, Schmink- und Motivationshilfen auch leckere Rezepte und Do-it-yourself-Deko. Ein rundum kunterbuntes fröhliches Buch über eine Familie, die stets versucht das Positive im Leben zu sehen und zusammen hält, egal was kommt. Die Drei leben und lieben Social Media. Nicht nur auf Youtube haben sie eine stetig wachsende Fangemeinde. Auch Plattformen wie Facebook, Instagram und Twitter sind Slimani-Treffpunkte. Sami Slimani ist derzeit eines der Werbegesichter der Telekom. Das Buch der drei Geschwister kostet 14,95 Euro und hat die ISBN 9783944296852. Auch wenn ich kein "Fan" bin, wie meine Tochter, so kann ich sagen, dass dieses Buch trotzdem sehr empfehlenswert ist. Ausführliche Rezension und Rezeptetest werden folgen!

Donnerstag, 12. Februar 2015

Augustas Garten - Andrea Heuser ❀ ❀ ❀ ❀ ❀

Augustas Garten
Andrea Heuser
Gebundene Ausgabe
ISBN 978-3-832-19763-6
Preis 16,99 €

Augusta ist gerade einmal fünf Jahre alt, als ihr bewußt wird, dass auch Erwachsene ab und an lügen. An ihrem sechsten Geburtstag beschließt sie deshalb, dass sie gehen muss. Wohin weiß sie genau, nur leider nicht, wie man dahin kommt. Aber sie muss gehen, dessen ist sie sich im Klaren, denn ihre Mama hat gelogen und Lügen darf man nicht. Während Augusta unterwegs ist, verständigt ihre Mutter Barbara die Polizei und wird sich bewusst, dass nicht nur ihre Tochter geflohen ist.

"Augustas Garten" ist ein beinah poetischer Roman aus der Feder der Autorin Andrea Heuser. Mit viel Einfühlungsvermögen, sprachlichem Geschick und gezielten Rückblicken gelingt es der Autorin die Ängste und Folgen einer Trennung sowohl für die Erwachsenen als auch im Besonderen für die Kinder einzufangen. Dieser Roman strotzt vor der Liebe zwischen Mutter und Tochter und zeigt trotzdem auf, wie verletzlich solch ein Band doch auch sein kann. Es zeigt aber auch, wie verletzlich eine Liebe sein kann und das es manchmal besser ist, zu gehen.

Mit reichlich Phantasie und ganz viel Herz werden die Figuren des Romanes lebendig. Diese Figuren sind sehr authentisch und liebevoll gezeichnet und haben doch auch hier und da ihre kleinen Makel. Das wiederum macht es dem Leser leicht, ausnahmslos alle Figuren zu mögen. Der erzählerische Stil hält dabei die Geschichte ständig am Laufen. Kleine Spannungen werden durch die abwechselnde Erzählung zwischen Mutter und Tochter genauso geschaffen, wie die eingearbeiteten Rückblicke in die Jugendzeit der Mutter. "Augustas Garten" erzählt von der Angst des Verlustes genauso wie von der Liebe zweier Menschen, die sich von einander entfernt haben und neu finden mussten. Ein Roman, der zu Herzen rührt und dessen Ende noch einmal ein emotionales Hoch erfährt. Eine bewegende Geschichte über Mutter und Tochter.

Andrea Heuser wurde 1972 in Deutschland geboren. Sie studierte Germanistik, Politik und Vergleichende Religionswissenschaften. 2008 erschien ihr lyrisches Debüt "Vor dem Verschwinden". "Augustas Garten" ist ihr erster Roman. 


Dienstag, 10. Februar 2015

"Der gleiche kritische Sinn, der bewirkt, daß wir etwas Gutes schreiben, läßt uns auch befürchten, es sei nicht gut genug, um lesenswert zu sein."

Urheberrecht: / 123RF Stockfoto



Aphorismus von Jean de La Bruyère

Immer diese Selbstzweifel. Kennt ihr das auch? Ihr setzt euch hin und fangt an zu tippen. Sei es eine Rezension, eine Kurzgeschichte oder gar ein Manuskript für den nächsten Bestseller. Dann lehnt ihr euch zurück und lest, was ihr da geschrieben habt, jedes einzelne Wort. Langsam schleicht sich etwas in euch ein und lässt euch eure Zeilen noch einmal lesen, jetzt kritischer. Dann erscheint eine Frage in eurem Kopf. Ist das, was ich hier geschrieben habe, auch lesenswert? Hab ich es so gut geschrieben, wie ich es konnte? Oder sind es Worte, die kein Mensch braucht, niemand lesen will? Diese Fragen führen meist nicht dazu, dass wir den Text löschen und von vorn beginnen, sondern sie lassen uns nachdenken, nachsinnen, über unsere Worte. Haben wir die richtigen gewählt? Kommt das, was wir transportieren wollen, all unsere Gedanken und Gefühle auch wirklich beim Leser an? Vielleicht stellen wir fest, dass wir das ein oder andere Wort noch verändern sollten. Eventuell sind wir auch nach dem xten Male noch nicht komplett zufrieden mit unserem Text. Aber genau das ist es, was letztendlich dazu führt, dass wir etwas schreiben, was aus unserem Inneren kommt und das genau ist etwas Gutes. Unsere Schreibereien müssen nicht von jedem geliebt werden. Vielmehr ist es die Authentizität unserer Worte, die uns lesenswert machen. Diese Worte, die wir aneinander reihen und daraus einen Text machen, der uns entspricht. Doch die Befürchtung wird bleiben. Vielleicht sollte sie das, denn nur dann nehmen wir unsere geschriebenen Worte selbst so ernst, dass wir hinterfragen, ob der Text gut ist oder gut genug. Übertreiben sollten wir es freilich nicht, denn jeder Text könnte am Ende als sehr lesenswert und gut gelten, den wir immer wieder zu überarbeiten versuchten.

Mir ging es in den letzten Tagen sehr häufig so. Ihr wisst, bei mir tobt der Kobold. Auch er stellt mich immer wieder vor die Frage, ob die Worte, die ich für ihn wähle, später auch gelesen werden. Im Grunde spielt dies aber nicht die übergeordnete Rolle, denn auch beim Schreiben gilt. Alles ist richtig, so lange es nur authentisch ist und man den Spaß der damit verbunden sein sollte, auch als Leser spüren kann.

Ich wünsche euch eine wundervolle neue Woche, in der ihr die richtigen Worte für euch und eure Leser finden werdet!


Donnerstag, 5. Februar 2015

Zwischen Steppe und Sternenhimmel - J. Gottwald ❀ ❀ ❀ ❀

Zwischen Steppe und Sternenhimmel
Josefine Gottwald
Gebundene Ausgabe
ISBN 978-3-938-93239-1
Preis. 12,95 €
Kinderbuch


In diesem Buch finden sich Geschichten über acht junge Reiter aus unterschiedlichen Ländern. Alle haben die Liebe zur Natur und vor allem den Pferden gemein. So versuchen Jenny und Jack eine Herde Wildpferde vor Jägern zu retten, da reitet Karim bei einem Wüstenrennen mit und viele andere bunte Geschichten auf ihre Entdeckung durch die Leserinnen und Leser ab einem Alter von ca. 6 Jahren. 

Josefine Gottwald hat mit diesen acht bunten Abenteuern eine phantastische Welt geöffnet, die nicht nur für Pferdenarren interessant sein dürfte. In einfacher Sprache und gut lesbarer Buchstabengröße ist dieses Buch vor allem auch zum eigenständigen Lesen für Kinder ab 8 Jahren geeignet. In ihren Geschichten zeichnet sie junge Figuren, die sich vor allem durch Loyalität, Mut und Vertrauen auszeichnen. Alles was für die kleinen Leser wichtig ist. Auch wenn man sich vielleicht in die ein oder andere Geschichte noch weiter hätte hineinträumen können und weniger klischeehaftes Denken, besonders die bei den Native People, gewünscht gewesen wäre, so ist dies mehr die Beurteilung eines Erwachsenen. Kinder dürften über diese Dinge schnell hinweglesen und sich dabei in spannenden Abenteuern wiederfinden, die sie vielleicht selbst gern mal erleben würden. Sehr schön ist, dass die einzelnen Geschichten sehr gut abgestimmt sind auf die jeweilige Umgebung bzw. die mitwirkenden Figuren. Hier werden einzelne Landschaften beschrieben und sogar kurz Dinge erklärt, die die Nestlinge so ganz nebenbei lernen und behalten. Diese Pferdegeschichten weichen im Großen und Ganzen von den typischen Pferdebüchern, die meist für Mädchen konzeptiert sind, ab und ist durchaus für kleine männliche Pferdenarren ein kleines Abenteuerbuch. Die Aufmachung des Covers dürfte da schon Einladung genug sein. Im Innenteil findet sich dann zu jeder Geschichte eine wundervolle Zeichnung von Sandra Mahn. Diese machen das Buch besonders auch für die kleineren Leser zu einem Highlight. Am Ende des Buches findet sich noch eine kleine Begriffserklärung, die neben den Gangarten eines Pferdes auch noch Begriffe wie Geysir oder Cottage erläutert. "Zwischen Steppe und Sternenhimmel" ist mehr als nur das typische Pferdelesebuch, es ist ein Buch voller Abenteuer und bekommt eine klare Leseempfehlung.

Josefine Gottwald wurde 1988 in Deutschland geboren. Schon in ihrer Kindheit zeichnete sie sich durch ihre Phantasie und die Liebe zur Natur aus. Bereits mit 14 Jahren verlegte sie ihr Buch "Krieger des Horns" beim Machtwortverlag. Seitdem ist sie unablässig dem Schreiben verfallen, auch wenn in ihrem Studium an der TU Dresden dazu wenig Zeit blieb. Heute schreibt sie nicht nur phantasievolle Geschichten und Romane sondern ist auch journalistisch sehr aktiv.

Sandra Mahn wurde 1980 in Deutschland geboren. In ihrer Jugendzeit brachte sie sich die Aquarellmalerei autodidaktisch bei. Nach ihrer Ausbildung zur Graphikdesignerin arbeitet sie seit 2012 als selbstständige Künstlerin und Illustratorin. Ihre bevorzugten Objekte in der Aquarellmalerei sind Tiere und dort besonders Tierporträts. 

Diese Buch wurde mir freundlicherweise von der Autorin als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Mittwoch, 4. Februar 2015

"Wenn man sich von den Bergen entfernt, so erblickt man sie erst recht in ihrer wahren Gestalt; so ist es auch mit den Freunden."

 


Aphorismus von Hans Christian Andersen

Manchmal ist es gut, wenn man ein wenig Abstand hat, um sich klar zu werden, wie es im eigenen Leben mit Familie und Freunden weitergehen soll. Dabei stellt man vielleicht fest, dass es nicht schlimm ist, wenn man sich voneinander entfernt hat, wenn man nicht mehr in die gleiche Richtung schaut. Jeder Mensch entwickelt sich in seinem Leben weiter, nichts und niemand bleibt stehen. Das ist auch gut so, denn nur so können wir mit uns zufrieden sein und neue Menschen in unser Leben lassen. Diese werden dann vielleicht zu engen Freunden, denen es auch nichts ausmacht, wenn man sich einige Wochen nicht sieht und trotzdem per Gedanke miteinander verbunden bleibt. Diese Menschen betrachten wir aus der Ferne und lächeln, freuen uns darauf, sie bald wieder in unserer Nähe zu wissen. Es ist schön, wenn Freunde verstehen, dass man sich auch ab und an einmal in seiner eigenen Welt bewegen möchte, um dann wieder Kontakt nach außen zu suchen. Freunde sind nicht nachtragend, sie haben Verständnis und kehren somit immer wieder zu uns zurück. Doch manchmal können wir nach der Entfernung keine Nähe mehr zu lassen oder nur noch bedingt. Der Wandel des Lebens hat uns einfach zu weit auseinander gehen lassen. Auch wenn es schwer fällt, aber das sollte uns nicht traurig stimmen, denn das Leben hält ganz sicher noch Begegnungen bereit, bei denen wir sowohl aus der Entfernung als auch aus der Nähe sagen können, dass wir neue Freunde gefunden haben. Ist es denn so furchtbar, wenn man feststellt, dass man aus der Entfernung betrachtet plötzlich nicht mehr so viele Gemeinsamkeiten und Verbindungen sehen kann? Im Grunde nicht, denn über kurz oder lang hätten wir diese Feststellung aus der Nähe wahrscheinlich viel intensiver getroffen, wären vielleicht sogar im Streit oder Unmut auseinandergegangen. Da ist es doch viel schöner zu wissen, dass wir eine gewisse Weile einen Menschen in seinem Leben begleitet haben und ihm in dieser Zeit unsere Herzenswärme haben geben können.

Ich wünsche euch eine wunderbare Wochenmitte mit einer schönen Aussicht auf das bevorstehende Wochenende!


Montag, 2. Februar 2015

Fünf Löcher im Himmel - Rocko Schamoni ❀ ❀ ❀ ❀ ❀

Fünf Löcher im Himmel
Rocko Schamoni
Gebundene Ausgabe
ISBN 978-3-492-05629-8
Preis: 16,99 €
Belletristik

Paul Zechs Leben ist eigentlich vorbei, gelaufen, ohne dass er es je richtig hätte nutzen oder genießen können. Er ist ein alter, gezeichneter Mann und dennoch möchte auch er noch etwas von dem kleinen Rest, was er Leben nennt, erleben. Paul ist Meister darin, sich durch die Tage und Wochen zu schnorren. Bei einer dieser Touren lernt er den Kneipenwirt Pocke kennen, der sich fern von daheim ein schönes Leben machen will, in dem er verschiedene Länder bereisen will. Kurzerhand überlässt Pocke Paul seinen geliebten alten japanischen Sportwagen und seinen Vogel mit dem Namen Wolfgang und macht sich vom Acker. Da steht er nun, der Paul. Viel hat er nicht dabei. In seinem alten Tagebuch fängt er immer wieder an zu lesen und erinnert sich mit Freude an die Schulzeit. War er auch nicht beliebt und eher der Außenseiter, so hatte er doch Katharina Himmelfahrt. Langsam wird ihm bewusst, was er in den letzten Jahrzehnten alles verloren hat...

"Fünf Löcher im Himmel" ist der neue Roman von Multitalent Rocko Schamoni. Der deutsche Schauspieler, der auch als Musiker und Clubbetreiber seinen Weg beschreitet, kann vor allem gut mit Worten umgehen und diese zu Papier bringen. Sein neuer Roman ist eher melancholisch, traurig und wenig witzig. Wobei eine gewisse Situationskomik den Leser begleitet und vor allem ab und an mit dem Kopf schütteln lässt. Dies tut man nicht weil man den Zeigefinger erheben möchte, sondern ausschließlich weil man verblüfft und amüsiert über den Protagonisten ist. Der Roman wurde aus der Sicht von Paul geschrieben, wobei es immer wieder Sequenzen gibt, die sich auf die schulische Vergangenheit des Protagonisten beziehen. Diese Rückblicke sind besonders hervorgehoben und lassen auch hier ab und an den Leser schmunzeln. Doch alles in allem ist der Plot ansich traurig und wirft einige Fragen bezüglich des Lebens auf. Hatte ich immer alles selbst in der Hand? War das Schicksal schneller? Gibt es so etwas wie Schicksal überhaupt oder bin ich immer allein für alles verantwortlich, was mir passiert ist. Auch lange nach dem Zuschlagen des Buches wird der Leser animiert, über sich nach zu denken. Rocko Schamoni hat eine einfache und trotzdem sehr ausdrucksstarke Schreibweise. Als Leser hat man den Eindruck, die Worte wären ihm leicht aus der Feder geflossen. Obwohl der Plot an sich nicht leicht daher kommt. Seine Figuren zeichnet der Autor sehr gut, mit allen Ecken und Kanten, mit Marotten und Macken, mit einem Umgangston, der zu jeder einzelnen Person des Romans passt. Der Leser ist mittendrin im Geschehen und obwohl der Protagonist kein Kind von Traurigkeit ist, so entwickelt man im Laufe des Romanes ein gewisses Mitleid mit ihm. Das Ende ist sicher nicht überraschend und dennoch trägt es einen Hauch von Poesie und Liebe. "Fünf Löcher im Himmel" ist ein Roman, der nachwirkt und der zum Nachdenken anregen soll und es auch tut. Ein sehr lesenwertes Buch aus den Gedanken eines vielseitig beschäftigen Rocko Schamonis.

Rocko Schamoni wurde 1966 in Deutschland geboren. Bereits mit 15 Jahren war er Teil einer Punk Band, wurde ab 1990 mit kleineren Rollen in diversen Film- und Fernsehproduktionen als Schauspieler aktiv. Im Jahr 2000 erschien sein Debütroman "Risiko des Ruhms".

Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Piper Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.