Das Leben meiner Eltern
Jochen Rehm
Taschenbuch
ISBN 978-3-956-31176-5
Preis: 19,90 €
Maria lebt mit ihrer Familie in Tel Aviv und feiert ihren 16. Geburtstag. Sie fühlt sich erwachsen genug, ihre Eltern nach ihrer Geschichte zu fragen. Denn nie haben Sarah und Ludwig ihre Fragen beantwortet, wann sie sich kennen gelernt haben, kein Wort über die Zeit vor Marias Geburt verloren. Doch nun will Maria endlich mehr über ihre Eltern erfahren. Warum ist ihr Papa nicht wirklich mit seiner eigenen Religion vertraut? Warum hat er eine Schulterverletzung über die er nicht sprechen möchte? Sarah und Ludwig spüren, dass Maria die ganze Wahrheit erfahren muss. Die beiden fangen an ihre Geschichte zu erzählen, eine Geschichte die voller Hoffnung und Enttäuschung, voller Liebe und Verlust ist. Aber vor allem ist es die Geschichte eines Neuanfangs.
"Leben, Hoffnung, Tod - Das Leben meiner Eltern" ist, wie vielleicht der Titel des Buches vemuten lässt, nicht biographisch sondern ein sehr gut ausgearbeiteter Roman von Jochen Rehm. Die Personen sind erdacht und trotzdem könnte sich der Plot genauso abgespielt haben in der Zeit um 1938. Die Protagonisten handeln derart authentisch, dass man sich vollkommen in sie hinein versetzen kann. Jochen Rehm hat eine sehr detailierte und erfrischende Schreibweise, die es dem Leser leicht macht, dem Plot zu folgen. Hier und da werden gekonnt kleine Spannungsbögen gezogen, die den Leser neugierig machen. Meist wird diese Spannung weiter aufrecht erhalten, in dem der Autor seine Erzählperspektive wechselt und somit nicht immer klar ist, wie sich diese oder jene Situation denn auflösen wird. Dem Leser gibt es die Möglichkeit neben den Protagonisten sich auch in die anderen mitwirkenden Personen hinein zu denken. Das macht nicht nur den Autor sehr sympathisch, sondern man kann sich als Leser besser eine "Lieblingsfigur" aussuchen. Doch nicht nur mit dem Beschreiben der einzelnen Personen hat sich der Autor intensiv beschäftigt, auch das authentische Wiedergeben der damaligen Lebensweise und deren Lebensumstände, bis hin zum aufkommenden Unwohlsein der geboren Deutschen mit jüdischer Abstammung in ihrem eigenen Land wurde sehr gut ausgearbeitet. In diesem Buch bekommen die vielen Flüchtlinge von damals einen Namen, ein Gesicht und eine Handlungsweise. Dem Leser werden so die Schicksale einzelner eher bewusst. Auch wenn der Leser bereits von Anfang an weiß, dass sich die Protagonisten am Ende in harmonischer Familie wieder finden, so gibt es doch hier und da einige Szenen, die den meist sehr sicheren Leser gewollt ins Grübeln bringen. "Leben, Hoffnung, Tod" ist ein sehr lesenswerter Roman von einem Autor, der als Redakteur mit einem sehr guten Recherchesinn und genauso gutem Schreibstil ausgestattet ist. Sein Buch ist, wenn auch nicht real passiert, trotzdem ein gutes Zeugnis der damaligen Situation in Europa.
Dieses Buch wurde mir als Rezensionsexemplar vom Autor Jochen Rehm zur Verfügung gestellt.