Samstag, 22. März 2014

Nestgezwitscher mit Patrick Osborn

Selbstverständlich gibt es auch im März wieder ein kleines Interview mit meinem Autoren des Monats. Patrick Osborn war so nett und hat ganz schnell und leise meine Fragen beantwortet. Die Angst, dass ich vielleicht dusselige Fragen stelle, hat er mir ganz schnell genommen und ich kann sagen, dass seine Antworten mir genauso gut gefallen, wie ihm meine Fragen. Da wir uns nun schon 5 Jahre kennen, dürfte es sich von selbst erklären, dass wir beim DU geblieben sind. Aber nun lest selbst:

Buchgefieder: Als erstes gleich zu Beginn die Frage, warum schreibst du unter einem Pseudonym?

(c) Angelika Krause
Patrick Osborn: Als 2001 mein erster Thriller erschien, fand mein Verlag, dass die Verkaufschancen mit einem englisch klingenden Pseudonym besser wären. Zu dieser Zeit hat mich der Roman "Übermorgen" von Allan Folsom fasziniert, in dem die Hauptfigur Paul Osborn hieß. Da ich Patrick als Vorname sehr schön fand, war mein Pseudonym schnell gefunden.


Buchgefieder: Wie schwer oder leicht, ist es dir gefallen, vom Thrillerautor wegzugehen und etwas anderes zu probieren?

Patrick Osborn: Der "Wechsel" ist eher durch Zufall entstanden. In "Ein Platz in meinem Herzen" verarbeite ich ein sehr schmerzvolles persönliches Erlebnis. Anfangs war diese Geschichte nicht zur Veröffentlichung gedacht. Erst nach und nach hat sich herauskristallisiert, dass diese Geschichte doch als Roman erscheinen soll. Letztlich hat mich die Ermutigung meiner Frau darin bestärkt, die Geschichte unseres Sohnes auch tatsächlich zu erzählen. Das Schreiben an sich war dann eine überaus lohnende Erfahrung. Natürlich sind viele schmerzhafte Erinnerungen wieder hochgekommen, aber auch die vielen kleinen, sehr schönen Begebenheiten rückten wieder in den Vordergrund. Beim Schreiben habe ich auch gemerkt, dass dies ein Genre ist, in dem ich mich sehr wohl fühle. Und letztlich hat der Zuspruch meiner Leser dafür gesorgt, dass der Krimi im Augenblick ein wenig passé ist.


Buchgefieder: Du schreibst nicht nur, sondern liest und rezensierst sehr viel. Gibt es eine Art Stapel ungelesener Bücher? Wie groß muss man sich diesen vorstellen? Oder liest du alles relativ zeitnah?

Patrick Osborn: Den gibt es, allerdings würde ich dazu nicht Stapel, sondern eher Schrank sagen J. Hinzu kommt, dass ich auch kaum an einer Buchhandlung vorbeigehen kann, ohne zumindest einen Blick hineinzuwerfen. 


Buchgefieder: Welches Genre bevorzugst du für dich?

Patrick Osborn: Vor zwei, drei Jahren hätte ich noch eindeutig Krimis und Thriller benannt. Doch inzwischen habe ich entdeckt, dass jedes Genre seinen Reiz hat und so versuche ich mein Lesespektrum ständig zu erweitern. Inzwischen lese ich selten zwei Bücher eines Genres hintereinander.


Buchgefieder: Neben der Arbeit als Autor und Rezensent bist du auch als Tutor tätig. Was genau macht die Unterschiede zwischen den einzelnen Tätigkeiten aus und gibt es etwas was du lieber machst als bei den anderen?

Patrick Osborn: Das Schreiben an sich ist für mich immer noch ein Genuss. Ich liebe es, mir Geschichten auszudenken und Figuren zum Leben zu erwecken. Da ich damals selbst eine Tutorin hatte, der ich sehr viel verdanke, ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, dies auch an meine Schützlinge weiterzugeben. Außerdem ist es jedes Mal aufs neue eine Freude zu sehen, wie sich manche Schüler entwickeln. Durch die Arbeit als Rezensent habe ich neue Genres entdeckt, an die ich mich so vielleicht nicht herangetraut hätte. Und ich habe durch meine Arbeit für Buchtips.net tolle Kollegen wie Nicholas Sparks, Sebastian Fitzek, Thomas Thiemeyer oder Sina Beerwald kennenlernen dürfen.


Buchgefieder: Wie hältst du Ideen fest, die dir im Laufe des Tages plötzlich in den Sinn kommen?

Patrick Osborn: Ich habe eine App fürs iPad, die sich hervorragend zum Vorbereiten von Geschichten eignet. Man kann dort Handlungsentwürfe, Exposés, Steckbriefe und vieles mehr festhalten. Dort sammle ich inzwischen die meisten meiner Ideen. Wenn mir eine gefällt, arbeite ich sie dort so weit aus, dass ich dann irgendwann mit dem Schreiben beginnen kann. Dort schlummern auch schon zwei Ideen für den übernächsten Roman ...


Buchgefieder: Als Tutor hast du deinen Schülern einmal zu einer Kartei für zukünftige Protagonisten, Antagonisten oder Nebenpersonen geraten. Wie groß muss man sich denn deine Sammlung an unterschiedlichen Charakteren vorstellen?

Patrick Osborn: In meinem alten Zettelkasten schlummern sicher noch einige Dutzend Charaktere, die noch nicht das Licht der Welt erblickt haben. Aber ich habe ja auch noch ein paar Schreibjahre vor mir.


Buchgefieder: Wenn du an Deinem Schreibtisch sitzt und aus dem Fenster schaust, was siehst du?

Patrick Osborn: Da ich im sechsten Stock wohne habe ich eine recht gute Aussicht über Berlin.


Buchgefieder: Kommt es vielleicht auch gelegentlich vor, dass du eine Art Schreibblockade hast? Wie findest du die nötige Motivation wieder, um den Textfluss wieder in Gang zu setzen?

Patrick Osborn: Dieses Problem hatte ich bisher noch nicht (dreimal auf Holz geklopft). Ich habe eher das Problem, dass mir oft viel zu viele Ideen im Kopf umherschwirren und ich schon parallel an mehrere Geschichten (zumindest gedanklich) arbeite. Aber natürlich gibt es auch Tage, an denen der Schreibfluss nicht so läuft. Dann versuche ich zumindest ein oder zwei Seiten zu schaffen, auch wenn ich mir bewusst bin, dass diese womöglich am nächsten Tag im Papierkorb landen. Aber auf diesem Weg erhalte ich mir meine Kreativität.


Buchgefieder: Die Buchgefieder-Frage: Wenn Du ein beflügeltes Tier wärst, welches Tier würdest du dann sein und warum?

Patrick Osborn: Ein Weißkopfseeadler. Zum einen finde ich diese Tiere majestätisch schön, zum anderen würde es mich reizen, die Schwingen auszubreiten und einfach loszufliegen.

Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen, lieber Patrick, oder lieber Michael. Auch egal, ich hoffe, ihr hattet beim Lesen des Interviews genauso viel Freude, wie wir beim Erstellen des Selbigen.