Ronda Baker-Summer
Gebundene Ausgabe
ISBN 978-3-941-48522-8
Preis: 16,50 €
Professor Lawrence Winters macht sich gemeinsam mit 16 interessierten Drittsemestern auf den Weg nach Kingston. Dort soll er in diesem Jahr im lebenden Museum von Fort Henry den Colonel Peter James spielen, der im Jahre 1859 die oberste Hand über das Leben der Menschen im Fort hatte. Bevor die Gruppe allerdings ihre Sommerarbeit im Fort aufnimmt, machen sie sich mit dem Leben von damals vertraut. Der wissbegierige Duncan stößt dabei auf alte Unterlagen einer Gerichtsverhandlung, in der ein Schamane der Ojibwe zum Tode durch Erhängen verurteilt wurde und das vollkommen zu Unrecht. Duncan findet heraus, dass Anashibene, der Schamane, einen Fluch über den Colonel und seine Nachkommen ausgesprochen hat. Sehr empfänglich für solch übernatürlichen Dinge, verbeißt sich Duncan in eine fixe Idee. Das er damit sogar bald Recht behalten soll, das ahnt er wenige Tage nach Ankunft im Fort. Denn plötzlich verschwindet einer der Studenten...
"Der Fluch von Fort Henry" ist als Thriller ausgeschrieben und wird diesem spätestens mit Erkennen des Mörders gerecht. Zu Beginn läuft der Plot leicht plätschernd von Seite zu Seite. Das soll keine Abwertung sein, aber hier und da wurde ich auch mit den Mitwirkenden nicht wirklich warm. Das änderte sich allerdings schlagartig, als der Leser eine erste Ahnung hat, wer hinter all den dunklen Dingen stecken könnte. Diese dunkle Gestalt ist sehr gut gezeichnet und durchaus sehr glaubhaft. Der Detective ist ebenfalls ein Charakter, der sehr sympathisch und als enthusiastisch in die Szenerie eingearbeitet ist. Marie-Jo und ihre Großmutter als Nachfahren von Anashibene sind, obwohl unterschiedlich gezeichnet, sehr authentisch. Duncan als einer der Hauptfiguren ist da etwas weniger durchsichtig. Erscheint er in dem einen Moment fast ein wenig naiv, entwickelt er im nächsten Moment sogar so etwas wie Heldentum.
Ronda Baker-Summer hat einen unkomplizierten Schreibstil, der mit guten Satzlängen, einfacher Wortwahl und gut gewählten Abschnitten einen flüssigen Lesestil zulässt. Wird der Spannungsbogen des Plots am Anfang vielleicht sehr flach gehalten, so spannt Ronda Baker-Summer diesen nach einigen Seiten so sehr, dass sich das Buch zum Ende hin noch als kleiner Pageturner zu entpuppen vermag. Sowohl im Vorwort als auch am Ende der Geschichte versorgt Frau Baker-Summer den Leser mit einigen Informationen rund um das Fort und die Stadt Kingston, aber nur so viel, dass beim Leser der Wunsch nach mehr bleibt. "Der Fluch von Fort Henry" ist ein Thriller, der sich entwickelt, einige Informationen zur Historie bereit hält und vor allem durch die vielen verschiedenen Charaktere lebt. Das soziale Leben der Native People in "Der Fluch von Fort Henry" wird kritisch betrachtet und dem Leser entgegen gebracht, das die heutigen Natives eben nicht im Tipi leben, sondern alltägliche Probleme meist stärker zu bewältigen haben, in einer Welt in der sie nach wie vor diskriminiert sind. Deshalb ist dieses Buch nicht nur Lesern zu empfehlen, die sich mit dem Leben der First Nation beschäftigen wollen, sondern auch all denjenigen, die ein vorgefertigete Meinung über diese vertreten.
Ronda Baker-Summer ist das Pseudonym von Renate Behr. Sie wurde 1954 geboren und schreibt als freiberufliche Texterin und Autorin vorwiegend Romane und Kurzgeschichten. Dennoch ist sie in ihrer Schreiberei sehr vielseitig und hat diverse Veröffentlichungen auch in Anthologien erreicht. An "Der Fluch von Fort Henry" hat sie ca. 3 Jahre intensiv gearbeitet, bis dieser schließlich im November 2013 im Traumfänger Verlag erschienen ist.