Selbstverständlich darf in der Autorenwoche um meine Monatsautorin ein kleines Interview nicht fehlen. Ich habe mir einige Gedanken gemacht und meine Fragen dann an Antje geschickt. Sie war sehr offen, wir haben uns aufs Du geeinigt und noch vor der Frankfurter Buchmesse hat Antje sich die Zeit für die buchgefiederten Fragen genommen. Dafür ein sehr großes Dankeschön! Ihre Sorge, dass die Antworten nicht so interessant seien, konnte ich ihr schon auf der Buchmesse nehmen. Ich hoffe nun, dass euch unser Gezwitscher gefallen wird.
Wir wohnen mit unserem Buchgefiedernest in einem ca. 300 Jahre alten Fachwerkhaus. Auch du lebst schon länger in einem betagten Häuschen. Was macht den Charme
für dich aus?
Antje: Nun, es
ist ein altes Haus und erzählt eine Menge Geschichten, was für eine
Geschichtenerzählerin das perfekte Zuhause ist. Da gibt es unebene Böden,
schiefe Wände und Türen, uralte geflößte Balken. Das Alte, das nicht Genormte,
das Angefügte, das macht den Charme aus.
Wann
hast du mit dem Schreiben begonnen? Wer war dein erster Leser?
Antje: Ich habe schon als
Jugendliche geschrieben, damals aber niemanden lesen lassen. Als ich mit 30
wieder anfing, waren Freunde und Verwandte meine ersten Leser.
15
Indianerromane hast du bisher veröffentlicht. Nun ist der erste
Jugendroman erschienen, der sich mit deiner Heimat Thüringen beschäftigt.
Warum gerade jetzt ein anderes Thema?
Antje: Obwohl mir die
Indianer nach wie vor sehr am Herzen liegen, habe ich gemerkt, dass ich mich
festgefahren hatte. Um vielleicht einen neuen Blickwinkel auf das Indianerthema
zu finden, brauche ich etwas Abstand. Außerdem rumorte das Thema „Wölfe in
Deutschland“ schon seit einiger Zeit in meinem Kopf und ich wollte es anpacken
solange es aktuell ist.
Der
Wolf spielt auch bei den Ureinwohnern Nordamerikas eine wesentliche Rolle.
Du warst 1994 das erste Mal auf diesem Kontinent. In welchem Bundesstaat
bist du gewesen und wie sind dir die Native People entgegen getreten?
Antje: Auf meiner ersten
Reise 1994, die mich 9 Wochen durchs Land führte, bin ich von Florida aus gen
Westen gefahren, durch den Süden, den Südwesten, von dort in den Mittleren
Westen, bis hoch nach Kanada, durch Kanada zurück bis nach New York. In den
Reservaten habe ich den Kontakt zu den Indianern gesucht und habe durchweg
positive Erfahrungen gemacht. Sie waren oft zurückhaltend und doch sehr
gastfreundlich. Ich wusste, ich würde wiederkommen.
Wie sieht es heute aus? Bestehen immer
noch Kontakte mit einzelnen Stammesmitgliedern?
Antje: Die
meisten Kontakte habe ich im Pine Ridge Reservat in South Dakota, einfach, weil
ich dort am häufigsten bin. Aber auch sonst sind einige Kontakte bis heute
geblieben, bzw. es ergeben sich immer wieder neue. Indianer sind keine großen
Briefeschreiber, aber wer einen Internetzugang hat, der meldet sich auch ab und
zu.
Kommen wir zurück zu deinen Romanen. Wie viel
von dir bzw. von anderen existierenden Personen steckt in deinen
Protagonisten?
Antje: Dass Eigenschaften
oder Verhaltensweisen von einem selbst oder existierende Personen in den
Protagonisten stecken, das bleibt nicht aus. So kann ich z.B. auch das, was ich
nicht mag an mir, mal so richtig ausleben ☺. Aber: Wenn das Buch zu Ende ist, hören
sämtliche Figuren auf zu existieren, sie haben kein Leben außerhalb des Buches.
Früher
hast du als Töpferin deinen Lebensunterhalt für eine Weile bestritten. Wie
viel Zeit verbringst du neben dem Schreiben noch mit dieser anderen
kreativen Arbeit?
Antje: Zum Töpfern komme
ich leider überhaupt nicht mehr, die Schreibarbeit hat mich fest im Griff.
Freiberufliche Autorin zu sein, bedeutet ja nicht nur, sich neue Romane
auszudenken, da gehört viel Recherchearbeit dazu und eine Menge leidige
Büroarbeit. Im Frühjahr und Herbst bin ich auf Lesereisen unterwegs - und in
dieser Zeit ist Schreiben kaum möglich. Ich muss meist um ungestörte
Schreibzeit kämpfen. Meine Töpferwerkstatt habe ich aber noch. Wer weiß ...
Bei so viel Arbeit, wie sieht ein wirklich freier Tag von Antje Babendererde aus?
Antje: Richtig freie Tage
gibt es fast nur, wenn ich im Urlaub bin - dann bleibt auch der Laptop zu Hause
und ich lasse mich voll und ganz auf meine Umgebung und die Menschen ein. Ein
wirklich freier Tag zuhause: lange frühstücken, dabei die Zeitung lesen, spielerisch
recherchieren im Internet, ein bisschen im Garten arbeiten, eine lange
Mittagsruhe mit Katerchen Paul und einem schönen Schmöker, mit meinem Mann im
Garten sitzen und Kaffee trinken, eine Runde spazieren gehen und Abends wieder
ein Buch lesen oder vielleicht einen Film anschauen. Aber meistens kommt doch
hier und da die Arbeit dazwischen, das bleibt einfach nicht aus.
Was
siehst du, wenn du von deinem Schreibtisch aus, aus dem Fenster blickst?
Antje: Ich blicke auf den
ehemaligen Schweinestall. Das klingt wenig romantisch, ist aber gar nicht so
schlimm. Es ist ein altes Fachwerkgebäude mit einer blauen Tür und wildem Wein,
der sich zurzeit wunderschön färbt. Für mich ist der „eintönige“ Blick genau
richtig. Die Abenteuer sollen sich ja in meinem Kopf abspielen und nicht vor
dem Fenster, wo sie mich vom Schreiben ablenken würden.
Zum Schluss noch die Buchgefieder-Frage: Wenn du ein beflügeltes Tier sein könntest, welches
würdest du dann sein?
Antje: Vielleicht ein
Wanderfalke. Die gefallen mir, sie sind anpassungsfähig, fliegen hoch und sehen
viel. Außerdem leben sie auch ein paar Jährchen ☺.
Vielen lieben Dank, dass du dir die Zeit für die Beanwortung meiner Fragen genommen hast. Ich wünsche dir noch viele tolle Ideen und Erlebnisse mit deinen Protagonisten und deren Lesern!