
Kjersti A. Skomsvold
DUMONT Verlag
ISBN 978-3-832-16204-7
Broschiert - Preis: 8,99 €
Mathea Martinsen ist einsam. Seit ihr Mann gestorben ist, weiß sie nichts mehr so rechtes mit sich anzufangen. Sie strickt Ohrenwärmer, aber weiß nicht für wen. Sie ist menschenscheu und würde doch so gern einen Platz in der Gemeinschaft einnehmen. Mathea ist fast 100 Jahre alt. Jeden Morgen liest sie die Todesanzeigen. Auch ihre Zeit nähert sich dem Ende, dass weiß sie und doch möchte sie, dass man sich an sie erinnert. Immer wieder versucht sie Kontakt zu anderen Menschen aufzunehmen und immer wieder geht etwas dabei schief.
"Je schneller ich gehe, desto kleiner bin ich" macht schon im Titel deutlich, das sich die Protagonistin am liebsten vor dem Leben verstecken möchte. Viel zu schmerzlich war der Verlust der geliebten Person an ihrer Seite. Mathea traut sich kaum aus ihrem Osloer Viertel heraus. Ihre Art ist beinah etwas schräg. Beim Lesen will man sie am liebsten einmal kurz schütteln und sie dann an die Hand nehmen und mit ihr weitergehen. Kjersti A. Skomsvold hat mit Mathea einen eher melancholischen Charakter erschaffen, der das Herz berührt. Auch wenn beim Lesen die Stimmung ab und an sehr drückend wird, so schafft es die Autorin auch immer wieder mit kurzem Situationshumor zu überzeugen. Sie braucht dafür auch keine lange Zeitspanne oder einen großen Handlungsradius, denn alles bleibt in Umkreis der Wohnung von Mathea. Die Sprache, die sie dabei benutzt, findet sich in einfachen Sätzen wieder, die manchmal sogar den Eindruck von Stichworten machen. Das wiederum gibt dem Plot die nötige Fahrt und macht das Buch beinahe zu einem Pageturner. Einzig das Thema Tod und Vergessen lässt den Leser ab und zu kurz innehalten. Da es sich bei "Je schneller ich gehe, desto kleiner bin ich" um das Debüt von Kjersti A. Skomvold handelt, bleibt zu hoffen, das weitere so tiefgründige Romane folgen werden. Ihr erster Roman ist eine Geschichte, die so tagtäglich vor unseren Augen abläuft, weil jeder auf Anonymität hofft und doch dadurch so einsam sein kann. Vielleicht ist dies der Roman, bei dem man über sein eigenes Leben und den Sinn darin nachdenken kann und sollte.